Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 9. (1956)
WALTER, Friedrich: Metternich und Gervay. Ein Briefwechsel
Metternich und Gervay 195 Folge gehabt, dass die grossen Fabricksstädte in England alsogleich wieder einige tausend Arbeiter mehr beschäftigen können, indem sie auf den vermehrten Absatz ihrer Erzeugnisse auf dem Wege der Contrebande zählen! Die Aussichten auf die gute Erndte und die Massregel, den Schiffsredern das Vermalen fremden Kornes, welches in den Mauth-Magazinen liegt, erlaubt zu haben, stellt das Brod im Lande niedriger. Die Stellung im Lande hat sich also gebessert.“ III. G. an M., 6. VIII. 1842: Hof rat Freih. v. Türkheim i) hat, auf gef ordert von Metternich und Kolowrat, den Versuch unternommen, den infolge Alter und Krankheit dienstunfähigen Obersten Kanzler Grafen Mittrowsky 2) zur Resignation zu bewegen. Seine Bemühungen blieben jedoch erfolglos, da Mittrowsky des Glaubens war, er werde bald wieder völlig hergestellt sein. Hof rat Türkheim erklärt nunmehr (als Arzt) eine Genesung Mittrowskys für ausgeschlossen und tritt unter Hinweis auf die Notwendigkeiten des Amtes dafür ein, seine Pensionierung zu verfügen. Eh. Ludwig, der über die Angelegenheit unterrichtet wurde, hält sie nicht für dringlich und will sich mit Kolowrat besprechen. Gervay stimmt mit Türkheim überein und bittet Metternich, Mittrowskys Versetzung in den Ruhestand, hinsichtlich der ja ein Einvernehmen mit Kolowrat schon hergestellt worden sei, zu beantragen, umsomehr, als über diese Absicht ohnehin bereits (und zwar zustimmend) in der Öffentlichkeit gesprochen werde. M. an G., Königswart, 10. VIII. 1842: „Ich werde mich gegen den Grafen v. Kolowrath im vollen Gefühle der Nothwendigkeit aussprechen, dass der Ansicht des Fh. v. Türkheim Folge gegeben werde, und diess kann selbst in der weit milderen Form der Beförderung des Gr. Mittrowsky zum St. und C.Minister statt in jener dessen Pensionirung als Oberster Kanzler geschehen. Man hat die üble Gewohnheit angenommen, Rücksichten gegen Individuen eintretten zu lassen, dort wo es allein den Staat gillt. Hierbey verlieren die einen wie der andere, und den Dritten giebt es nicht. Ich hoffe, dass Gr. K. in meine Ansicht eingehen wird.“ IV. M. an G., s. d. (Königswart, 10. VIII. 1842): „In der Anlage schicke ich Ihnen einen Bericht des F. Carl Schwarzenberg1), der mir in alle seinen Ansichten Recht zu haben scheint. Der H. Erzherzog Carl Ferdinand2) lässt sich, wie es scheint, e i nIII. 1) Ludwig Freih. v. Türkheim (1777/1846), Dr. med., Hofrat bei der ver. Hofkanzlei. 2) Anton Friedrich Graf Mittrowsky (1770/1842), seit 1830 Oberster Kanzler. IV. !) Carl Fürst Schwarzenberg (1802/1858), General-Feldwachtmeister, Begleiter Eh. Karl Ferdinands, der damals den Petersburger Hof besuchte; der erwähnte Bericht trägt das Datum St. Petersburg, 24. Juli 1842. 2) Eh. Karl Ferdinand (1818/1874), Sohn Eh. Karls, jüngerer Bruder Eh. Albrechts, besuchte damals den Petersburger Hof. 13*