Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 9. (1956)
MARX, Julius: Die amtlichen Verbotslisten. Zur Geschichte der vormärzlichen Zensur in Österreich
Die amtlichen Verbotslisten 171 reich im Jahre 1843“ 61) zur Anschuldigung, daß die Zensur Entgegnungen unterbinde. Tatsächlich enthalten die Listen zwei abgelehnte Manuskripte zu dieser Angelegenheit, von denen das des Rabbiners Mannheimer (bekannt aus dem Jahre 1848) „Noch einige Worte über Juden und Judenthum .. (42 IX/i, 265) angeführt sei62). Drei Schriften über die Gräfenberger Kaltwasserheilanstalt und P r i e fini t z selbst erhielten erga schedam, eine über den Bauern S c h r o t h und sein Naturheilverfahren wurde jedoch verboten. Fremdenverkehrsfragen spielten damals nur als polizeiliche Angelegenheit eine Rolle63). Die Mäßigkeitsbestrebungen, die in der Mitte der Vierzigerjahre auch Österreich erfaßten, was noch sehr wenig bekannt ist, haben in drei Stücken gleichfalls ihren Niederschlag gefunden. Unter den nicht zum Drucke zugelassenen Manuskripten sind ein deutsches Nüchternheits- Gelübde (45 IV/i, 149 r), ferner eine polnische Schrift über die Mäßigkeitsvereine (44 xn/i, 165 r aus dem Lemberger Verzeichnis) zu nennen, schließlich ist D r. P., Der Branntwein und die Proletarier, Leipzig 1843 (43 V111/s, 223, erg. sch.) zu erwähnen64). •a) Zu den Österreichschriften: „Österreich im Jahre ...“ gibt es im Reiche Parallelen, z. B. Dr. J. Jacoby, Preußen im Jahre 1845, 2. Aufl., Belle-Vue bei Konstanz 1845 (45 V/», 142 r; erga. sch.) u. (Dr. J. Scherr) „Würtemberg im Jahre 1844", Winterthur 1844 (44 xn/i, 164 r; damn.). — Erwähnt sei hier auch das verbotene „Abel und Wallerstein. Beyträge zur jüngsten Geschichte baierischer Zustände“. Stuttg. 1840 (40 x/i, 336). — „Die SchweizimJahre 1 843“, Zürich u. Winterthur 1842; vgl. Keller, a. a. O., S. 180. — 82) Oesterreich im Jahre 184 3“, Hamburg 1843; S. 99 ff.; zu ihr vgl. Marx, Vormärzl. österr. Zensur, Nr. 3a; S. 79. — Anton Edler von Rosas, geb. 30. 12. 1791 zu Fünfkirchen, gest. 31. 5. 1855 in Wien, vgl. Wurzbach, 26. Bd., 1874; S. 343 ff., besonders 344. —• Mannheimer: Marx, Zensur d. Kanzl. Mett., S. 183. — 2. Manuskr.: Krön ser, Einige Ansichten ... (42 XII/j, 253). — 63) Prießnitz: geb. 4. 10. 1799 in Gräfenberg, hier gest. 28. 11. 1851; vgl. W., 23. Bd., 1872; S. 290 ff. — Schroth: geb. 2. 2. 1800 in Böhmischdorf, gest. 26. 3. 1856 in Lindewiese; vgl. A. D. B., 54. Bd., 1908; S. 219 ff. — Beide Männer waren miteinander in die Schule gegangen. — J. Marx, Die Wirtschaftslage Österreichs vor der Schutzvereinskrise, im Monatsblatte des Vereines f. Gesch. d. Stadt Wien, Wien 1938; Heft 4/6; S. 156. — L. Munde, Genaue Beschreibung der Gräfenberger Wasserheilanstalt ..., 2.'Aufl., Leipzig 1838 (38 x/ä, 444), „Prießnitzens Kaltwasser-Cur und Kranke“ (38 x/i, 448), D r. 0. Graf, Vinzenz Prießnitz oder der Wassergeist ..., Grimma (46 IX/2, 76 r). — „Die letzte Zuflucht oder der Naturarzt Johann Schroth und dessen Heilmethode“, Breslau 1844 (44 x/2,170).—; Aus Metternichs Nachgelass. Papieren, 7. Bd., Wien 1883; S. 80, Fußnote. — 64) K. Glossy, Wien 1840—1848. Eine amtliche Chronik; Schriften des Literarischen Vereines, 23. u. 24. Bd., Wien 1917/19; II., S. 23, 284 f., 291. — Dr. M. v. Stubenrauch, Statistische Darstellung des Vereinswesens im Kaiserthume Österreich; Wien 1857; S. 36 f. u. 48.— J. Marx, Der Mäßigkeitsverein in Österreich. (Ein Überblick); in der Zeitschrift des Vereines enthaltsamer Erzieher, Heft 3, Wien 1935; S. 2 ff. —