Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 9. (1956)
MARX, Julius: Die amtlichen Verbotslisten. Zur Geschichte der vormärzlichen Zensur in Österreich
170 Julius Marx deutsche Lehrer“, Neue Aufl. in 2 Bänden, Essen 1838 (38 XII/2, 434) und „Die Lebensfragen der Civilisation“ in vier Beiträgen, Essen 1836 und 1838 (36 VI/i und VII/i, 522 r und 525 r; 38 XI/i, 441 r), beschränkt erlaubt, verboten hingegen seine „Pädagogische Reise nach den dänischen Staaten im Sommer 1836“, Berlin 1836 (36 XI/2, 544) 58). Der Personen wegen sei hier noch das abgelehnte Manuskript des Professors Eitelberger vermerkt: „Die Reformen des Kunstunterrichtes und Professor Waldmüllers Lehrmethode“ (47 VIII/i> 30 r) 59). Die zahlreichen Schriften über medizinische Fragen und zur Tierheilkunde, die sich in unseren Listen finden, wurden fast ausnahmslos verboten, ob es sich nun um „Geheim- und Hausmittel“, eine „Hausapotheke“, einen „Selbstarzt“ oder „Vollkommenen Wasserdoktor“, ob es sich um einen „Neuen Gesundheits-Catechismus“, „Die Heilkraft des kalten Wassers“, den „Homöopathischen Hausfreund“ oder bloß um harmlosen „Erdbeerblütentee“ handelte, ob die „Löserdörre der Rinder“ als Spezialarbeit oder eine „Zeitschrift für die gesammte Thierheilkunde“ zu beurteilen waren. Um die Mehrzahl dieser Werke wird nicht schade gewesen sein, in den Fragen der Kurpfuscherei und Quacksalberei nahmen und nehmen wir noch heute einen anderen Standpunkt ein als es anderwärts geschieht60 ). Den Streit, den Professor Rosas durch seinen Aufsatz „Über das Mißbehagen der Ärzte“, vor allem durch die darin enthaltenen Angriffe gegen die Juden hervorgerufen hatte, benützte die anonyme Schrift „Oester- * 5 58) Dr. Friedr. Adolf Wilh. Diesterweg, geb. 29. 10. 1790 in Siegen, gest. 7. 7. 1866 in Berlin. Seine Hauptwirksamkeit entfaltete er als Direktor der Lehrerseminare in Mors (seit 1820) u. Berlin (1832—1847). — 59) Rud. Eitelberger v. Edelberg, seit 1847 Dozent f. Kunstgeschichte an der Universität, geb. 14. 4. 1817 in Olmütz, gest. 18. 4. 1885 in Wien. — Waldmüller: geb. 14. 1. 1792 in Wien, hier gest. 23. 8. 1865. Wurzbach, 52. Bd., 1885; S. 189—201. — Vielleicht hat man in diesem Verbot die Hand Metternichs zu sehen, der Waldmüller gegen die Professoren hielt, die dieser durch seine Schrift „Das Bedürfnis eines zweckmäßigen Unterrichtes in der Malerei und plastischen Kunst. Angedeutet nach eigenen Erfahrungen“ gegen sich aufgebracht hatte. B. Grimschitz, Ferdinand Georg Waldmüller, Leben und Werk, Wien 1943; S. 5, 11 ff. u. Dr. I. Schwarz, Metternich und sein Verhältnis zu Kunst und Wissenschaft, in „Österreichische Rundschau“, XIII. Bd., Wien 1907; S. 227. — 8») Eine Schrift, die sich öfter, auch in polnischer Sprache (39 VII/i, 402) findet, sei hier angeführt: „Morisoniana oder Allgemeiner Rathgeber des Brittischen Gesundheits Collegiums. Eine Sammlung der Werke des Herrn Morison, des Hygeisten ...“. Aus dem Englischen von C. E. E. Tollhausen. Frankf. a. M. 1834 (37 V/g) 499 u. a.). — Nicht einmal die homöopathische Heilung Radetzkys fand Gnade (43 lv/i, 239). — Vgl. C. Pichler, geb. v. Greiner, Denkwürdigkeiten aus meinem Leben, 2 Bde., München 1914; II., S. 207. — Der Kuriosität halber sei erwähnt, daß auch ein Kochbuch bloß erga sch. erhielt: A. C. Bürger, Die gelehrige Hauswirthin, Mannheim 1836 (36 ni/2, 512 r). —