Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 9. (1956)
BENNA, Anna Hedwig: Das Kaisertum Österreich und die römische Liturgie
122 Anna Hedwig Benna weder dem König von Frankreich als roi trés chretien, noch dem König von Spanien als roi trés catholique, noch dem König von Portugal als roi trés fidéle nachzustehen19). Maria Theresia führte den Titel einer Apostolischen Königin von Ungarn erstmalig in dem Beglaubigungsschreiben für Clerici, dessen Mission darin bestand, dem Kardinalskolleg die unserm erzhaus angestammte ergebenheit zu versichern und die Anerkennung des Titels Apostolische Königin20) zu erwirken21). Da sich das Kardinalskolleg außerstande erklärte, einer Entscheidung des künftigen Papstes vorzugreifen, mußte Maria Theresia die Wahl Klemens XIII. abwarten. Der neue Papst war ohne weiteres bereit, die erbetene Gnade zu gewähren22), deren sachliche Begründung auf den Angaben der Bollandisten in den Acta Sanctorum beruhte23), und obzwar es nicht sicher war, ob dieser Titel von den ungarischen Königen gewohnheitsrechtlich oder kraft Privilegierung geführt wurde24). Wir sehen, das Haus Österreich strebte konsequent darnach, als königliches Haus zu gelten. Die Kinder Maria Theresias führten den Titel königliche Prinzen und Prinzessinnen und galten als gleichberechtigt mit den Prinzen und Prinzessinnen von Geblüt25). Auf Anerbieten Frankreichs hin kam eine vollkommene rangmäßige Gleichschaltung der Erzherzoge und Erzherzoginnen mit den Prinzen und Prinzessinnen des Hauses Bourbon aller Linien zustande26). Nach dem renversement des alliances kam es zu ehelichen Verbindungen zwischen den Häusern Bourbon und Habsburg-Lothringen. Josef II. vermählte sich mit Isabella von Parma, Leopold II. mit der Infantin Marie Louise und Marie Antoinette wurde die Gemahlin des Dauphin. Das französische Königtum ging in den Stürmen der französischen Revolution unter. Die Rangverhältnisse zwischen den Erbstaaten des Römischen Kaisers und der Französischen Republik blieben nach den vertraglichen Vereinbarungen in den Friedensschlüssen von Campo Formio 1797, Art. 23, und Luneville 1801, Art 17, unverändert wie >9) Weisung an Clerici, 1758 Juni 3 (Rom, Weisungen, Fz. 128); Vgl. A. v. Arneth, Geschichte Maria Theresias 9 (1879), S. 8; Pastor 16/1, S. 478, Anm. 2. 20) Zu den historischen Grundlagen des Titels rex apostolicus, vgl. J. Lange, Das Steuersystem Gregors VII. (1915), S. 76 f.; H. Hirsch, Das Recht der Königserhebung durch Kaiser und Papst (Festschr. f. E. Heymann 1, 1940), S. 212, 213, 218, 219. 21) Weisung an Clerici, 1758 Juni 3 (Rom, Weisungen, Fz. 228). 22) Breve Klemens XIII., 1758 August 19 (Or. Familienurkunde n. 1976, Abschr. Rom. Hofkorrespondenz, Fz. 34); vgl. Vortrag Kaunitz, 1758 September 4 (St. K. Vorträge, Fz. 129). 23) Beilage zu Weisung an Clerici, 1758 Juli 31 (Rom, Weisungen, Fz. 229). 24) Nachforschungen im Vatikanischen Archiv verliefen ergebnislos, vgl. Bericht Clericis, 1758 August 9 (Rom, Berichte, Fz. 229). 25) Vgl. Réponse mémoire sur le rang du serenissime enfant Don Philippe duc de Parme, Plaisance et Guastalle et le traitement ä regier en consequence (St. K. Interioria, Fz. 11). 26) Vorträge Kaunitz, 1766 August 8, November 19 (St. K. Interiora, Fz. 14).