Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 8. (1955)

KRAUS, Wilhelm: 10 Jahre Österreichisches Staatsarchiv 1945–1955

Österreich 277 1896); letzterer Bestand war bis zur Anlage des neuen Archivbehelfes wegen des dauernden Wechsels und unkonsequent geführten Chiffren­systems praktisch kaum benützbar. Ferner sind neue Verzeichnisse über die Nachlaß-Sammlung, Handbücherei, Bestände aus -der Reichsbahnzeit und über das Planarchiv der Generaldirektion der Österr. Staatsbahnen neu angelegt worden. In den letzten Monaten hingegen konnten die Vorarbeiten für ein in einigen Jahren fertigzustellendes Gesamtinventar des Verkehrs­archivs weitgehend abgeschlossen werden, das den gedruckten „Bericht des Österreichischen Eisenbahnarchivs für das Jahr 1912“, welcher eine ver­altete Übersicht über die Bestände des Archivs von den Anfängen des Eisenbahnwesens bis zum Jahre 1858 gibt, ersetzen soll. Sowohl 1918 als auch 1938 waren in die Archive zahlreiche Registraturen aufgelassener Ämter und Behörden eingeströmt, die noch nicht skartiert waren. Soweit sie nach 1945 den Archiven verblieben, ist es notwendig, im Lauf der Jahre und nach Maßgabe der Zeit und der Arbeitskräfte Akten, die für Wissenschaft und Forschung belanglos sind, unter Beobachtung aller Vorsichtsmaßnahmen auszuscheiden, wodurch gleichzeitig praktisch auch Raum gewonnen wird. Doch ist die Lage der Archive in dieser Hin­sicht verschieden: (1) Das H H S t A. hatte in der Berichtszeit fast keinen amtlichen Zu­strom, andererseits sind die meisten der hier verwahrten Bestände bereits vor Abgabe an das Archiv skartiert worden; es bedarf daher keiner Skar- tierung in größerem Umfang. (2) Das AVA. vertritt die alte Erfahrung, daß Skartierungen am besten im Archiv vorgenommen werden. Dieser Weg ist oft die einzige Möglichkeit, unwiederbringliche Verluste zu vermeiden. Im übrigen bietet die Sichtung mancher in ihrer Ordnung gestörten Bestände laufend Ge­legenheit zu kleineren Aktenausscheidungen. Systematisch und in erheb­lichem Umfang wurden diese in den Beständen Unterricht, Justiz, Handel und Kriegszentralen durchgeführt. (3) Im H K A. spielt die Skartierung aus den gleichen Gründen wie im HHStA. eine geringe Rolle. Dagegen mußte das F A. schon aus Gründen der Raumnot einschneidend skartieren. (4) Im KA. konnte ein eigener Skartierungsdienst eingerichtet und mit wirksamer Hilfe des BKA. entsprechende Fachleute gewonnen werden. Ab 1. August 1951 wurde die planmäßige Skartierung größerer Bestände an Hand genauer, schriftlich niedergelegter Ausscheidungsrichtlinien in Angriff genommen, wobei bis 1955 insgesamt 25.000 kg als Altpapier aus­geschieden werden konnten36). (5) Im V A. wurden die Bestände der Verkehrssektion des BMin. für Handel und Verkehr (Jahrgänge 1923—1929) skartiert, doch fand die 30 30) Vgl. hiezu O. Regele: Die Aktenskartierung im Wiener Kriegsarchiv in alter und neuer Zeit; in: Archivalische Zeitschrift 50/51 Bd. 1955.

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