Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 7. (1954) – Festgabe zur Hundertjahrfeier des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung
WASSILKO, Theophila: Die Internationale Musik- und Theaterausstellung Wien 1892 und das Obersthofmeisteramt
472 Theophila Wassilko Einnahmen allerdings nur des Ausstellungstheaters entgegenzutreten. Sie wies auf die besonders ungünstigen Wetterverhältnisse hin, die den Besuch der Ausstellung stark beeinträchtigten und betonte nachdrücklich, daß mit dem Ausstellungstheater kein „Geschäft“ beabsichtigt worden sei58). Im August ersuchte die Kommission das Obersthofmeisteramt bereits um Erlassung des am 1. Juli fällig gewesenen Betrages für die Wiederinstandsetzung der Parkanlagen. Praterinspektor Huber konnte in seinem Bericht „mit voller Gewißheit“ angeben, daß die finanziellen Erfolge der Ausstellung „sehr ungünstig“ sind. Rechnete man in der zweiten Hälfte Juni mit einem Abgang von rund 100.000 fl. — mit Einschluß des Defizites beim Theater, so stieg das Defizit bis Ende August auf 190.000 fl., dem ein Garantiefonds von nur 147.000 fl. entgegenstand. Huber beantragte daher den Nachlaß der noch fälligen 3000 fl. (29. August) und schlug vor, daß die von anderen Ausstellungen im Jahre 1889 bei der Bodenkredit- Anstalt nutzbringend angelegten Beträge von zusammen 12.300 fl. zur Wiederinstandsetzung der erwähnten Anlagen herangezogen werden mögen und wohl auch ausreichen dürften, was — wie aus dem Dankschreiben der Kommission zu schließen ist —, vom Obersthofmeisteramt genehmigt worden ist* S4). Pauline Metternich versuchte ihrerseits den finanziellen Schwierigkeiten beizukommen und berief eine Sitzung in ihrem Palais ein. Blumen- korsis, Feuerwerke, italienische Nächte, Kostümfeste, Sommernachtsfeste, Ausstellungslotterien, ein dreitägiges Kaiserfest wurden veranstaltet, um die Ausstellung für die breiten Massen zugkräftiger zu machen. In jedem einzelnen Falle mußte das Obersthofmeisteramt um seine Zustimmung ersucht werden. Drei Tage hindurch bemühte sich Pauline Metternich durch 6—8 Stunden täglich mit dem „unwiderstehlichen Aufgebot ihrer Suada“ für die Ausstellung einen Kassenerfolg zu erzielen. Theodor Zaja- kowski hatte eine köstliche Karikatur auf das „defizitternde Komitee der Ausstellung“ gezeichnet, über das Pauline Metternich den Mantel der christlichen Nächstenliebe breitet, um „alles zu decken“ 55). Von der finanziellen Seite abgesehen, war die Ausstellung jedoch ein großer Erfolg und einzig „in ihrer Art“. „Sie läßt sich nicht bemessen nach Gulden und Kreuzern, die einzelne verdienen“, betonte mit Recht der Bürgermeister Dr. Prix in seiner Schlußansprache. Bevor wir uns nun fragen, worin dieser Erfolg bestanden hat und welches die positiven Ergebnisse der Ausstellung sind, wollen wir noch kurz zu den Vorwürfen, an denen es von beiden Seiten nicht gefehlt hat, Stellung nehmen. 58) Wiener Zeitung, 16. Juni 1892. 54) OHA. 10/9, ZI. 5232 u. 5446—1892. 55) Hans Pemmer, Der Wiener Prater einst und jetzt; Karikatur in der Pratersammlung des Genannten.