Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 7. (1954) – Festgabe zur Hundertjahrfeier des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung
WASSILKO, Theophila: Die Internationale Musik- und Theaterausstellung Wien 1892 und das Obersthofmeisteramt
Die Internationale Musik- und Theaterausstellung Wien 1892 471 Einigung mit der Zeit auch auf anderen Gebieten unseres öffentlichen Lebens zustandekomme — zum Wohle der Völker und des Reiches“ 49). Die Oper des böhmischen Komponisten hat von Wien aus ihren Weg in die Welt angetreten und seither alle Bühnen Europas erobert. „Lebhaftestes Interesse“ erregten auch die italienischen Opernvorstellungen. Es war das junge naturalistische Italien, dessen Werke auf der Ausstellungsbühne aufgeführt wurden: Leoncavallo, Giordano, Mignoné — und der von Wien mit Sehnsucht und Spannung erwartete Mascagni. „Cavalleria rusticana“ und „Freund Fritz“ waren erst vor kurzem von der Generalintendanz mit dem ausschließlichen Aufführungsrecht für Wien und Umgebung erworben worden. Doch erklärte sich die Generalintendanz bereit, keine Einwendungen zu erheben, daß diese beiden Opern auf der Ausstellungsbühne an zusammen höchstens zehn Abenden durch eine italienische Gesellschaft zur Darstellung gebracht würden50). Die Mascagni- Abende waren für Wien ein Erlebnis. Der Persönlichkeitskult schlug höchste Wogen. Das Wiener Publikum brachte dem jungen italienischen Komponisten eine nahezu „abgöttische Verehrung“ entgegen. Mascagni war die Aufnahme von Seite Wiens unvergeßlich geblieben. „Trentacinque anni“ ! Mit diesen Worten begrüßte Mascagni, der offizielle Vertreter Italiens bei der Wiener Beethovenfeier im Jahre 1927, Guido Adler51). Obwohl die Ausstellung einen glänzenden Besuch aufgewiesen hat, ist doch der finanzielle Erfolg der hohen Ausgaben wegen — die kostbare Fachausstellung allein beanspruchte z. B. das Dreifache der sonst üblichen Anzahl von Wächtern — die Rücksendung der Objekte wird mit rund 152.000 fl. berechnet und die Installationen für die Fachausstellung kosteten 85.000 fl. — ausgeblieben. Das drohende Defizit scheint sich schon früh angekündigt zu haben. Das bereits erwähnte Zugeständnis des Obersthofmeisteramtes, den Restbetrag von 500 fl. für die Instandsetzung der Parkanlagen erst für den Fall, als die Ausstellung mit einem Reinerträgnis schließen sollte, in Anspruch zu nehmen, läßt durchblicken, daß man schon zu diesem Zeitpunkt (28. Jänner 1892) kaum mehr mit einem solchen rechnete52). (Die Eintrittspreise waren sehr niedrig gehalten. Um allen Schichten der Bevölkerung den Besuch der Ausstellung zu ermöglichen, hat man sie an Sonn- und Feiertagen noch herabgesetzt und durch diese soziale Handlungsweise in einem gewissen Sinn das Defizit mit vollem Bewußtsein „selbstverschuldet“.) Am 16. Juni sah sich die Kommission bemüßigt, den auftretenden Gerüchten über den finanziellen Mißerfolg der Ausstellung durch eine in der Wiener Zeitung publizierte Aufstellung über die bisherigen Ausgaben und 40) Wiener Zeitung, 9, Juni 1892. 50) GJ. ZI. 1413—1891. 51) Guido Adler, Wollen und Wirken, S. 60 f. 52) OHA. 10/9—1892, ZI. 656.