Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 7. (1954) – Festgabe zur Hundertjahrfeier des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung

WASSILKO, Theophila: Die Internationale Musik- und Theaterausstellung Wien 1892 und das Obersthofmeisteramt

462 Theophila Wassilko legte man das Ergebnis der Vorarbeiten der im Jänner 1892 in Wien zu­sammengetretenen Delegiertenkonferenz der österreichischen und reichs- deutschen Delegierten vor, die den von Adler und Glossy entwickelten Plan annahm. Auf dieser Konferenz wurde auch beschlossen, daß Österreich und Deutschland gemeinsam ausstellen sollen. Mit der Übersendung von 600 Exemplaren der zusammengestellten Wunschlisten an hervorragende Fach­leute und die in Betracht kommenden öffentlichen Sammlungen begann die „Berufungs- und Erbittungsgeschichte“ jedes einzelnen Gegenstandes, wie Guido Adler nicht mit Unrecht bemerkt18). Den Grundstock und das Rückgrat der Ausstellung sollten selbstver­ständlich die reichhaltigen und kostbaren kaiserlichen Sammlungen bilden. Die Beteiligung der Generalintendanz der Hoftheater und der Hofbibliothek war eine Vorbedingung für das Gelingen der Ausstellung. Es mußte der Kommission daher sehr daran liegen, sich die Mitwirkung des Leiters der Generalintendanz zu sichern. Diese aber war dem Obersthofmeisteramte untergeordnet, das damals die kulturellen Belange des kaiserlichen Be­sitzes zu betreuen hatte. „Als Erster Obersthofmeister herrschte ... Fürst Konstantin Hohenlohe-Schillingsfürst. Herrschte, denn sein Wille galt als Befehl, gegen den eine höhere Entscheidung ausgeschlossen war“, schreibt Glossy19). Hohenlohe hatte für die Bestrebungen der Fürstin von jeher keinerlei Sympathie. „Den Verhinderer par excellence“ nennt ihn Pauline Metternich, dessen Widerstand und „chronischen Grant“ auch sie immer wieder zu spüren bekam, den sie aber auch immer zu überwinden wußte. Die ablehnende Haltung Hohenlohes kommt im Aktenmaterial nur verhüllt zum Ausdruck. Ein kaiserlicher Befehl dürfte ihn „gebändigt“ haben, welchen Ausdruck Pauline Metternich in einem anderen Zusammenhang von Hohenlohe gebraucht. Im März 1891 hat sich Pauline Metternich mit einem persönlichen Schreiben an Bezeczny gewendet, um ihn zu bitten, dem zu bildenden Aus­stellungskomitee beizutreten20). Wie wir schon eingangs erwähnt haben, hat sich Bezeczny bei der ersten Besprechung am 17. März entschuldigen lassen, während er im Rathaus im März 1890 anwesend war. Die Wahl zum Vizepräsidenten der Kommission hat Bezeczny ebenfalls nicht angenommen. Im November 1891 unternahm Pallavicini noch einmal einen Versuch, Bezeczny zur Annahme der „bis jetzt frei gehaltenen Stelle eines Vizepräsi­denten“ zu bewegen21). Aber auch dieser Versuch war vergeblich. Ebenso hat Bezeczny die ihm zugedachte Funktion eines Obmannes des Erwerbungs­komitees nicht übernommen, denn bei der im Jänner 1892 abgehaltenen Delegiertenkonferenz aus Deutschland und Österreich fungierte Graf Latour 18) Vorwort zum Fachkatalog f. d. Musikhist. Abteilung._ 19) Karl Glossy, Aus der Briefmappe eines Burgtheaterdirektors, S. 158 ff. so) OHA., GJ. 839—1891. 2!) GJ., 1360/1891.

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