Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 7. (1954) – Festgabe zur Hundertjahrfeier des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung
WASSILKO, Theophila: Die Internationale Musik- und Theaterausstellung Wien 1892 und das Obersthofmeisteramt
Die Internationale Musik- und Theaterausstellung Wien 1892 463 vom Unterrichtsministerium als Obmann dieses Komitees. Wir werden nicht fehlgehen, wenn wir diese Haltung Bezecznys auf einen von oben erhaltenen Befehl zurückführen. Nicht viel mehr Glück hatte die Kommission bei ihren Bemühungen, den Regierungsrat und Kanzleidirektor der Generalintendanz Dr. Eduard Wlassack, „den Mächtigen“ der Hoftheater zur Mitarbeit zu gewinnen. Die am 4. Juli 1891 an ihn ergangene Einladung zu einer Besprechung, bei der die Grundzüge für die Erwerbungsaktionen festgestellt werden sollten, wurde am 15. Juni22) ohne jede Bemerkung ad acta gelegt. Wlassack hat aber doch der Ausstellungskommission, wenn auch nur für einige Wochen angehört. Denn am 4. Juli 1891 teilte er Pallavicini bereits seinen Austritt aus der Kommission mit. Er führte allerdings sachliche Gründe für diesen Schritt an, nämlich, daß „die Ziffernansätze des Theaterprogramms in beiden Richtungen, Einnahmen wie Ausgaben viel zu sanguinisch gehalten sind“. Wir werden hier dem erfahrenen Theaterfachmann und Praktiker wohl ein richtiges Urteil zubilligen müssen. Es ist durchaus möglich, daß sich die Ausstellungskommission hier keine rechte Vorstellung macht von den Kosten, die eine Theateraufführung erfordert. Wlassack blieb von nun an dem Ausstellungstheater gegenüber geradezu feindlich gesinnt, was aus manchen seiner Bemerkungen hervorgeht. Er prophezeite ein sicheres Fiasko, womit er — was den finanziellen Teil des Unternehmens betrifft — leider recht behalten sollte. Der Austritt Wlassacks war für die Kommission selbstverständlich sehr peinlich und sie setzte alles daran, um ihn zum Bleiben zu bewegen. Es konnte jedoch nur soviel erreicht werden, daß sein Name — vermutlich aus optischen Gründen — noch bis zum Ende des Jahres 1891 in der Mitgliederliste aufscheinen durfte23). Einen neuerlichen Vorstoß in dieser Hinsicht beantwortete Wlassack kategorisch damit, daß sein Austritt aus der Kommission ein definitiver und sein Name daher aus der Mitgliederliste zu streichen sei24). Die Beteiligung der Generalintendanz der beiden Hoftheater und der ihr unterstehenden Kunstanstalten wurde, wie schon erwähnt, als „entscheidend für das volle Gelingen des ganzen Unternehmens“ angesehen. Die Kommission hat sich daher am 9. Oktober 1891 an die Generalintendanz gewendet und um leihweise Überlassung zunächst von Dekorationen, Theaterwaffen, Theaterzettel- und Porträtsammlungen und dgl. gebeten. Dieses Ansuchen bildete den Gegenstand der am 16. Oktober abgehaltenen Theaterkonferenz. In dem bereits am 5. Oktober von Hohenlohe abgeforderten Bericht25), 22) OHA., GJ. 839—1891. 23) GJ. ad 1360—1891, Brief Wlassacks an kais. Rat Auspitzer, exp. am 1. Oktober 1891. 24) GJ. 17—1892, Schreiben Wlassacks an den adm. Direktor der MTA. Oskar Hoefft vom 21. April 1892. 25) , 26) GJ. 1360—1891.