Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 7. (1954) – Festgabe zur Hundertjahrfeier des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung
RATH, Gebhard: Das Bruderschaftsbuch der Liebfrauenzeche zu St. Stephan in Wien
362 Gebhard Rath 5. So habent si auh gesatzte: Jn Swelhem lande oder in swelher stat, swo daz ist, daz vnser zehprveder oder vnser zehswester avz vnser zehe ainez stirbet, dem sehol man allez sein rehte avz der zeche begen ze geleicher weise als ob des toten menschen leichnamen hie gegenbvrtiger wer. Jz sei denne als vil, daz er vmb lesterleicheu dinch ffiderbet werde, so hat er der zeche nicht vnd tvet im auh chain reht van der zeche nicht. 6. So habent sev auh gesatzte: Swelhem zechprvder oder swelher zehswester in vnser zehe sein chint stirbet, daz pei den iarn ist, daz man es mit gotesleihnam berichtet, dem sehol man leihen der chinde tuech vnd der chinde chertzen auz der zeche vnd anders niht. 7. So habent seu auh gesatzte: Swelhem zehprveder oder zechswezter in vnser zehe sein checht12) oder sein diern stirbt, dem sehol man der chint tuech vnd der chint chercen leihen avz der zeche an alle gobe, ez sei denne als vil, daz sev wider ir herschaft als vil gedient haben, so sehol ir herschaft der zeche ablegen noh seiner gebizzen oder ob si selber so vil lozzen habent, do van sehol man avh der zeche ablegen. 8. Vnd habent avh gesatzte: Swanne daz ist, daz ein eilender priester stirbet, der nicht enhat vnd der der zeche mit andaht begert, dem sehol man avz der zeche leichen daz peste tvech als ez in der zeche ist, vnd der chint cherzen an alle gobe. 9. So habent si auh gesatzte: Swelicher in die zeche chvmt, der nicht ein hausvrouwen hat, vnd ist, daz er denne ain hausvrouwen nimpte, der sehol er di zeche chouffen vmb zwai pfunt wachs oder pfenninge, di dafür gevallen, ze hant den zechmaistern geben in die püchsen vnd swo er ir der zeche nicht13) enchavffet13) noch 13) der hochzeit13) inner iares frist, so hat si furbaz der zeche nicht. Dazselbe recht sehol auh di vrouwe haben, di ane ainen wiert in di zeche chvmpt. 10. So habent auch gesatzte: Swelich zehprueder oder zechswester sein zechpfenninge fraeveleichen vnder die zechpfenninge wierffet vber der zechmaister willen, der sehol dieselben pfenninge fürlorn haben vnd swer wider daz puech chrieget, der sehol ein pfunt wachs in di zehe ze Wandel geben. Vnd dazselbe schüllen auh di zechprveder vnd di zehswezter tuen, die wider die zehmaister chriegent vnd niht gehorsam sint. 11. Dorzve so habent si auh gesatzte, daz di zechprvder vnd die zehswezter14), alle gemain, di in vnser vrouwenzeche sint, paidev, arm vnd reich, an den vier vnser vrouwen tagen chomen hintz Sand Stephan avf den Alten Charner vnd sehol do ain igleich zechprveder vnd zechswezter pei dem ampte do sein vnd schüln auh, alle gemain, messe frümen vnd opfern vnd swer des nicht entüt, der sehol avh geben ain pfunt wahses ze wandel in die zeche. 12) A. — Richtig: chnecht. 13) Verlängerte und rot verzierte Oberschäfte des h. 14) 1. e von gleicher Hand über der Zeile nachgetragen.