Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 7. (1954) – Festgabe zur Hundertjahrfeier des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung
RATH, Gebhard: Das Bruderschaftsbuch der Liebfrauenzeche zu St. Stephan in Wien
Das Bruderschaftsbuch der Liebfrauenzeche zu St. Stephan in Wien 361 berge, da di leich inne ist, vnd schfillen mit der leich hintz chirchen gen vnd schfillen auch des obents, swenne man der leich vigili singet, zv der leich an die herberg gen vnd pei der vigili sein. Vnd sehol avh ein igleich prvder vnd swezter derselben sele vnd allen gelaubigen seien ain messe frvmen vnd darzv opfern. Vnd swer des vor erhafter note nicht getvn mag, der sehol10) einen erbem 10) scheinpoten 10) an seiner stat do haben. Vnd tvet er des nicht, so sehol er an alle Widerrede ain ahalbes pfvnt Wachses in die zeche ze wandel geben vnd dazselbe wachse sehol man im mit dem opferpfenninge zv seiner gfilte an daz pvech schreiben. Jz schfillen auh die sechse zechprveder, die di leich angevellet ze tragen noh der ordenvnge des pueches vnd di van den zechmaistem gevodert werddent, dieselben leich van dem havse tragen hintz der chirchen vnd als man gesvngen hat van der chirchhen zv dem grabe. Vnd swer des vor erhafter not nicht getfien mag, der sehol haben einen erbaern scheinpoten oder einen erbem man oder einen zehprvder auz der zech, der an seiner stat di leich trage hintz chirchen vnd zv dem grabe. Vnd tvet er des nicht, so sehol er an alle pet ein pfunt wachs in di zeche ze wandel geben. Jz schullen auh di zechemaister der leich geben vier vnd ein halbes pfunt pfenninge Wienner geben auz der zechpvchsen vnd sehol man denne di vier pfenninge, die do vber daz halbe pfunt sein, dem sager geben vnd van dem halben pfvnt sehol man dem schfilmaister zwelif pfenninge geben darvmbe, daz er die schueler lazze des nahtes gen hintz der leiche vnd vigili do singen vnd des margens vor der leich hintz der chirhen gen in swelher pfarre der mensch stirbet. Vnd swaz des vbrigen ist vber daz des halben pfvntes hindan get, daz sehol man geben der leich vmb daz oblei. Jz sehol auch ein igleich prveder* 11) vnd zechswester nah der leich ainen pfenninch in die zech- pfichsen geben vnd swelich prveder vnd zechswezter an seinen zechpfen- ningen vber dreitzechen pfenninge chvmt do schvllen di zehmaister der zeche poten hinsenden, daz man di zechpfenninge an in voder. Jst, daz er denne derselben pfenninge niht geit in di zeche, so sehol ffirwar wizzen, daz man im der zeche poten nicht mer sendet. 4. Si habent auh gesatzte: Swelichem zechprvder vnder vns sein housvrouwe stirbet, di dev zeche mit sampte i'm gehabte hat, ist, daz derselbe man ain ander vrouen nimpt, der er di zeche chouffen wil, der sehol in di zeche einen halben vierdunch silber oder pfenninge, di doffir gevallen, inner ocht Wochen in die zechpfichsen geben vnd swo er ir der zech nicht chovffet nah der hochzeit inner iaresfrist, so hot sie ffirbaz der zeche niht, denne er chouf ir sei denne vmb ainen gantzen vierdvnch silber oder pfenninge, di dofur gevallen. Dazselbe recht sehol auh di frouwe haben, dev in der zeche ist, ob ier ir wiert stirbet. >o) 1, b, h verlängerte und rot verzierte Oberschäfte, ii) v darüber geschrieben, r ausgelassen.