Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 6. (1953)

RATH, Margarethe: Die Promotionen und Disputationen sub auspiciis imperatoris an der Universität Wien

62 Margarethe Rath soll, der Ausgangspunkt der Disputationen und Promotionen sub auspiciis imperatoris an den Universitäten zu suchen. Die disputationes solemnes, die nur ganz hervorragenden Studierenden nach Absolvierung eines Studienabschnittes oder vor Erreichung eines Grades gestattet wurden, feierte man. in der festlich geschmückten aula academica vor zahlreichen erlesenen Gästen geistlichen und weltlichen Standes. Die gedruckten Streitsätze wurden prachtvoll ausgestattet, mit allegorischen Bildern, emblemata genannt, geschmückt und unter den Schutz — sub auspiciis — eines hervorragenden Namens gestellt, z. B. der Gottesmutter, eines Apostels, eines Heiligen oder einer hochgestellten lebenden Persönlichkeit — patronus, maecenas — gewidmet. Der Patron wohnte dann der feierlichen Verteidigung bei und erwiderte die Widmung der Thesen mit einem Geschenk oder bestritt einen Teil der ansehnlichen Kosten einer solchen Disputation74). Leider fehlen gerade die Akten aus den ersten Jahren nach der Über­nahme der philosophischen Fakultät durch die Jesuiten75 76). Das früheste Vorkommen einer solchen feierlichen Disputation unter den Auspizien einer hochgestellten Persönlichkeit läßt sich daher nicht ermitteln. Die erste vor­liegende Nachricht stammt aus dem Jahre 1649 70). Die beiden Metha- physici Willibald Manner und Karl Skaiski verteidigten am 6. Juli dieses Jahres ihre gedruckten Thesen in Gegenwart ihrer Patrone, des kaiser­lichen Statthalters Johann Franz Grafen Trauthson, dessen ältester Sohn Ferdinand, Hörer der Physik, in der Disputation als Opponent auftrat, und des Grafen Wilhelm Slawata. Die Fakultätsakten erwähnen im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts noch zahlreiche ähnliche Fälle. Die Disputationen und Promotionen sub auspiciis impera to r is. Nachdem es den Jesuiten bereits gelungen war, den Hof für die Betei­ligung an den Theatervorstellungen und Schulschlußfeiern an ihren Lehr­anstalten zu gewinnen, erwirkten sie schließlich für besonders ausgezeich­nete und vornehme Studierende der von ihnen geleiteten philosophischen Fakultät auch die allerhöchste Gunst, dem Kaiser selbst ihre Streitsätze widmen und sie unter seinem Schutze verteidigen zu dürfen. Der Kaiser als Patron gab gewöhnlich eine goldene Kette oder Medaille mit seinem Bildnisse oder beides zusammen als Geschenk, war aber nicht persönlich 74) Probs t, S. 51 ff. — An der Universität Innsbruck betrugen die Kosten 30—70 fl. 75) Acta fac. art. erst ab 1641 (Bd. VI) erhalten. 76) Acta fac. art. VI, S. 85. — Goldmann VI, S. 165 ff. — Schrauf, Anm. 4.

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