Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 6. (1953)

GASSER, Peter: Bistumsarchiv Wiener-Neustadt

416 Archivberichte die Teilung und Zersplitterung seiner Bestände ein. Ein wesent­licher Teil der Archivalien gelangte nach St. Pölten, wo er sich noch heute bis auf eine Urkundengruppe, die durch die Kameralverwaltung ihren Weg in das Haus-, Hof- und Staatsarchiv gefunden hat, als Bestand des Diözesanarchivs befindet. Gleichzeitig kamen mit der Übergabe des Bistums an die Erzdiözese Wien etliche Faszikel in das Wiener Diözesan- archiv (siehe Josef Wodka, „Die St. Pöltner Bestände des ehemaligen Wiener Neustädter Bistumsarchivs“, Festschrift Haus-, Hof- und Staats­archiv, 1. Band, Seite 192 ff.). 18£8—50 gingen Teile des in Wiener Neu­stadt zurückgelassenen Archivmaterials mit dem Aufhören der Patri- monialherrschaft in das Archiv des Kreisgerichtes und mit diesem in das Archiv für Niederösterreich über. 50 Jahre später, 1899, gelangte der letzte, in der Propstei Wiener Neustadt verbliebene Rest, 500 Bücher und mehrere tausend zum Teil noch das Bistum bzw. die nach dessen Auf­hebung entstandene Staatsherrschaft betreffende Akte als Geschenk des Domherrn J. Monda in das Archiv des Ministeriums für Kultus und Unterricht. Davon wurden ein Jahr später 124 Bücher und 107 Faszikel in das Archiv für Niederösterreich abgetreten (siehe Archivberichte 1899, 1900 und 1901 des Ministeriums für Kultus und Unterricht, Prä­sidialakten, ZI. 2991/1899, 2988/1900 und 3059/1901 und Dr. Franz Stundner, Inventar Staatsherrschaft Neustadt, Niederösterreichi­sches Landesarchiv, Mai 1950). Der letzte im Archiv für Kultus und Unterricht verbliebene Bestand kam aus seiner Verlagerungsstelle in das Verwaltungsarchiv. In seiner überwiegenden Mehrzahl setzt sich der Bestand aus Akten wirtschaftlicher Natur, wie sie aus dem Verwalteramt der Bistums- bzw. nach deren Aufhebung aus dem der Staats- oder Religionsfondsherr­schaft Wiener Neustadt hervorgegangen sind, zusammen (Dominical- und Rusticalfassionen, Ausweise über verschiedene Bestände, Bestand- und Kaufkontrakte, Lizitationsverhandlungen, Weinregister, Zehent, Kontri­butionsangelegenheiten usw.). Einen nicht unerheblichen Teil nimmt der im Zusammenhang der Robotaufhebung entstandene Schriftbestand ein. Nicht unbeträchtlich ist der Schriftverkehr mit den zur Herrschaft gehörenden Pfarren sowie mit den Kirchen über die die Herrschaft das Patronat ausübt. Die Bestände umfassen zum größten Teil die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts und reichen, immer spärlicher werdend, bis 1848/49, mithin bis zu dem Zeitpunkt, wo im Zuge der Grundentlastung die Staats­herrschaft zu bestehen aufhört. Eine vom archivalischen Standpunkt restlos befriedigende Neuord­nung des Bestandes war undurchführbar, da das im Verwaltungsarchiv vorhandene Aktenmaterial nur ein in sich selbst unzusammenhängender Bruchteil des einstigen Gesamtarchivs der Bistums-, bzw. Staatsherr­schaft Wiener Neustadt darstellt. Aus diesem Grunde war eine Auf­stellung an Hand der ursprünglichen Signaturen unmöglich. Die neu­geschaffene Ordnung sieht daher eine Aufteilung des Materials nach Ortschaften (Ziffer) vor, wobei nicht immer der Ausstellungsort, son­dern in erster Linie der innere Bezug des Aktenstückes ausschlaggebend

Next

/
Oldalképek
Tartalom