Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 6. (1953)

GASSER, Peter: Bistumsarchiv Wiener-Neustadt

Österreich 415 Die in den Faszikeln verteilten militärischen Einzelstücke, darunter zahlreiche Originalausfertigungen des Hofkriegsrates, sind nicht ohne kriegshistorischen Wert, sie ermöglichen auch die Verzeich­nung von Ergänzungen zu Wredes Geschichte der k. u. k. Wehr­macht 15). Die acht Regimenter der Kavallerie (mit 4000 Pferden) und die acht Regimenter zu Fuß (15.000 Mann), die zufolge des kaiserlichen De­kretes vom 26. Mai 1649 an den Hofkriegsrat16) zunächst unter den Waffen zu verbleiben hatten, bildeten den Stamm der hiemit geschaffe­nen stehenden Armee. Vier von diesen Regimentern, den ältesten der k. u. k. Armee, bestanden bis zum Jahre 1918: das Dragonerregiment Nr. 8, aufgestellt 1619/1621 als Arkebusierregiment Dampierre, das Dra­gonerregiment Nr. 10, entstanden 1631 als Dragonerregiment Illow, das Infanterieregiment Nr. 8, 1642 als oberösterreichisches Landregiment formiert und in kaiserliche Dienste übernommen und das Infanterie­regiment Nr. 11, aufgestellt 1629 als Regiment Hardegg. Ein umfangreiches Memorial des Feldmarschalls Fürsten Picco­lomini in italienischer Sprache, aus dem Jahre 1665 datiert, legt die Grundsätze für die Versorgung und Disziplinierung eines stehenden Heeres dar17). Diese Schrift ist wohl als wichtiger Beitrag zu der Ge­schichte dieser Neuordnung der Heeresverfassung, die letzten Endes bereits im Altertum in dem von Augustus geschaffenen stehenden Heere ein Vorbild besitzt, anzusehen. Bistumsarchiv Wiener-Neustadt. Von Peter Gasser (Wien). Im Allgemeinen Verwaltungsarchiv fanden sich 152 Behelfs- und Wirtschaftsbücher sowie ein gänzlich ungeordneter, 32 Kartons füllender Aktenbestand des Wiener Neustädter Bistumsarchivs vor. Ehe der Weg dieser Archivalien in das Verwaltungsarchiv verfolgt und auf ihre nähere Beschreibung eingegangen wird, erachten wir eine kurze Schilderung des wechselvollen Schicksals dieses Archivs als Ganzes für zweckmäßig. Für das ursprünglich umfangreiche und wohlgeordnete Archiv war die am 8. November 1784 erfolgte Aufhebung des Bistums Wiener Neu­stadt von entscheidender Bedeutung, setzte doch mit diesem Zeitpunkt Dietrich v. Rondeck starb am 12. August 1678; als Resident in Hamburg folgte ihm sein Sohn Hans Theodor Dietrich v. Rondeck, über dessen Tätigkeit Reinhold Lorenz berichtete. (Historische Studien für A. F. Pribram, Wien 1929, R. Lorenz: „Eine hamburgische Residentschaft Kaiser Leopold I. [Hans Dietrich v. Rondeck 1679—1685]“). Dessen in dieser Arbeit abgedrucktes Er­nennungsdekret vom 23./12. 1679 führt die Verdienste seines Vaters, des Reichs­hofrates, an. (S. 74/75). lä) Alphons v. Wrede, „Geschichteder k. u.k. Wehrmacht“, Wien 1898/1901. 16) Fasz. 182, Fol. 194/197, datiert aus Wien, Konzept. 17) Piccolomini an den Kaiser, Preßburg, 23. Mai 1655. Fasz. 186, Fol. 116/133. Der Feldmarschall starb am 10. August 1656 zu Wien.

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