Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 6. (1953)
HEYDENDORFF, Walther: Die Kriegsakten im Haus-, Hof- und Staatsarchiv
414 Archivberichte hard am 1. August 1664, der den Kriegsakten in Abschrift zuliegtlü). Den Abschluß dieses mit einem Siege der kaiserlichen Waffen endenden Feldzuges durch einen Stillstand auf 20 Jahre hat der Kaiser in einem Schreiben an den Kurfürsten Ferdinand Maria v. Bayern mit der mangelhaften Unterstützung durch das Reich begründet10 11). Man hat dem Kaiser damals und in einer weit späteren Geschichtsschreibung diesen Entschluß ebenso verübelt, wie die Fortsetzung des zweiten Türkenkrieges, als Frankreich 1688 neuerlich den Krieg gegen das Reich begann. Für die abschließende Beurteilung der tatsächlichen Unmöglichkeit, die Stände des Reichs auf Grund der Reichsverfassung zu einer tatkräftigen und wirksamen Kriegshilfe zu gewinnen, liefern die Kriegsakten dieser Jahre in ihrer Gesamtheit überzeugende Beweise. Über die Tätigkeit des Reichshofrates in politischen Dingen militärischen Wesens geben Gutachten, Protokolle und Berichte einzelner auf Mission in das Reich entsendeter Reichshofräte ergänzend Auskunft. Hier ist besonders auf den Reiehshofrats-Vizepräsidenten, Graf Frobenius Maria zu Fürstenberg-Meßkirch, auf den Reichshofrat Wolfgang Graf zu Öttingen und Wallerstein — der meist die Verhandlungen im schwäbischen Kreis führte — und vor allem auf den Reichshofrat Graf Ludwig Gustav zu Hohenlohe - Schillingsfürst12) hinzuweisen, über dessen Tätigkeit im fränkischen Kreis zahlreiche Aktenstücke berichten. Während des Krieges gegen Frankreich hatten der fränkische und der schwäbische Kreis überragende Wichtigkeit für die am Oberrhein kämpfende kaiserliche Armee gewonnen, sie hatten Jahr für Jahr die Last der Winterquartiere zu tragen, ihre Kontingente lagen als bescheidene Ansätze einer Reichsarmee im Felde. Von den übrigen Kreisen Süddeutschlands waren jene am Rhein Kriegsgebiet, der bayrische Kreis fiel für Zwecke der Kriegsführung fast völlig aus, da sich Kurfürst Ferdinand Maria von Bayern nicht am Reichskrieg beteiligte13). Im Zuge der kaiserlichen Bemühungen, die Stadt Hamburg als Vermittlungsstelle der finanziellen Transaktionen zwischen Frankreich und Schweden auszuschalten und die dort erliegenden schwedischen Werte zu beschlagnahmen, wozu auch Brandenburg und Dänemark drängten, nehmen die Berichte des kaiserlichen Residenten in Hamburg, Reichshofrat Georg Dietrich Edl. v. Rondeck einen breiten Raum ein14). 10) Fasz. 192, Sept.-Dez., Fol. 164: „man stellte die kaiserlichen und französischen Völker auf die Flügel, weil bei diesen insgemein der Verlust oder der Gewinn der Schlacht anfängt. Die Reichstruppen, die ein zusammengebrachtes Volk waren, wurden hingegen in die Mitte gestellt, wo nicht viel zu fürchten ist.“ 11) Wien, 3. Dezember 1664, Konzept; Fasz. 192, Sept.-Dez., Fol. 129/132. 12j Dieser Reichshofrat scheint in Gschliesser, „Der Reichshofrat“, Wien 1942, nicht auf; hingegen verzeichnet das „Repertorium der diplomatischen Vertreter aller Länder“, I. Band, herausgegeben von Ludwig Bittner und Lothar Groß, Oldenburg-Berlin 1942, den Grafen als Reichshofrat (S. 640). 1S) Der bayrische Oberhofmeister, Fürst Hermann Egon zu Fürstenberg- Heiligenberg, war ein Bruder der für Frankreich tätigen Würdenträger Franz Egon, Bischof zu Straßburg und Wilhelm Egon, kurkölnischer Minister, 1674—1679 in Haft in Wien, später Kardinal. 14) Gschliesser verzeichnet einen Reichshofrat Dr. Georg Theodor Dietrich für die Jahre 1659—1663 (S. 280/281), einen Titular-Reichshofrat Georg Dietrich Edl. v. Rondeck als Residenten in Hamburg (S. 357). Georg