Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 6. (1953)

SANTIFALLER, Leo: Über die Urkunde für das Breslauer St. Vinzenz-Stift vom Jahre 1139–1149

12 Leo Santifaller künde, die sogenannte Boleslausurkunde abdruckt. Bei Görlich7) ist die Rede von der ältesten „eigentlich aus zwei Theilen bestehenden Ur­kunde“. Heyne8) gibt den Inhalt der Gesamturkunde wieder, ohne je­doch auf kritisch-diplomatische Fragen einzugehen. Mosbach9) behan­delt und ediert nur das Boleslausstück von 1148 ohne die Urkunde Bischof Roberts von 1139, doch mit der Bemerkung, „das zweite (Dokument) in der Reihe in der Matrika des Vinzenzstiftes“, was aber nur einen Sinn hat, wenn das Stück von 1139 als das erste „in der Reihe“ angesehen wird. Schirrmacher10) dagegen druckt die Gesamturkunde, also beide Teile ab, gibt als gemeinsames Datum im Regest das Jahr 1149 und ist der Ansicht, daß Herzog Boleslaus die im Jahre 1139 durch Bischof Robert erfolgte Schenkung der Michaelskirche bestätigt. Grünhagen und Korn in den Regesta episcopatus Vratislaviensis 11) und dann Grünha- gein in den Schlesischen Regesten12) trennen beide Teile und bieten für jeden Teil ein besonderes Regest mit der entsprechenden Datierung; damit wird der Anschein erweckt, als ob wir es mit zwei selbständigen und von einander unabhängigen Stücken zu tun hätten; das erste Stück SR. 24 wird in den Schlesischen Regesten als Aus­zug einer Urkunde bezeichnet; in der zweiten Auflage der Regesten13) findet sich zu SR. 24 dann allerdings die Bemerkung, daß dieser Auszug einer Urkunde in der Matrica s. Vincencii mit einer anderen von 1149 ganz zusammengewachsen scheint; das Boleslausstück wird ebenfalls als eigenes Regest zu 1149 (SR. 33) eingereiht, mit der Angabe „für die Echt­heit der ganzen Urkunde ist nicht zu bürgen“, nachdem bereits zu SR. 24 bemerkt wurde, daß „die Urkunde von 1149 schwerlich in allen ihren Teilen als echt anzusehen ist.“ Smolka14) schließt sich an die Schle­sischen Regesten an, trennt also beide Stücke und Häusler15) druckt nur den zweiten Teil ab. Kftrzyhski16) spricht in seiner ersten Ab­7) Franz Xaver Görlich, Die Prämonstratenser und ihre Abtei zum heiligen Vinzenz 1 (1836) S. 6. 8) Johann Heyne, Dokumentierte Geschichte des Bistums und Hoch­stiftes Breslau. 1 (1860) S. 162 ff. 9) August Mosbach, Piotr syn Wlodzimirza (1865) S. 6 f., 102 f. 10) F. W. S c h i r r m a c h e r, Urkundenbuch der Stadt Liegnitz (1866) S. 1 n. 1. 11) C. Grünhagen und G. Korn, Regesta episcopatus Vratislaviensis. (1864) S. 4 f. 12) C. Grünhagen, Regesten zur Schlesischen Geschichte (1868), Reg. n. 24 und n. 33. ls) C. G r ü n h a g e n, Regesten zur Schlesischen Geschichte, 2. Aufl. (1884), Reg. n. 24 und n. 33. 14) St. Smolka, Mieszko Stary (1881), S. 470 n. 3 und S. 472 n. 16. 15) W. Häusler, Urkundensammlung zur Geschichte des Fürstentums Oels. (1883) S. 1 n. 1. i«) Wojciech Ketrzynski, Einige Bemerkungen über die ältesten pol­nischen Urkunden (Zeitschrift für Geschichte Schlesiens 22, 1888) S. 164.

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