Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 5. (1952)

AUER, Erwin M.: Kulturgeschichtliche Ordensforschung

306 Erwin M. Auer Sie gehört somit zu jeinen Sammlungen, die nicht zusammengekauft worden, sondern natürlich gewachsen sind und somit als beredtes Zeugnis für die einstmals in österreichischen Adels- und Offizierskreisen lebendige Fa­milientradition gewertet werden müssen. Nach dem Tod des FMLts. Joseph Freiherr v. Fiedler (* Müglitz, 17. März 1789, f Erlau, 28. Oktober 1876) sicherte die Gattin etwa um 1877 die Auszeichnungen ihres Gemahls in einer goldgerahmten Hängevitrine (vgl. Abb. 1), die unter dem Aquarell des Feldmarschalleutnants angebracht wurde. Damit war der Grundstein zu dieser Familiensammlung gelegt. In der darauffolgenden dritten Gene­ration kam durch die Gemahlin des Enkels, des FMLts. Heinrich Freiherr von Fiedler (* Lemberg, 17. März 1856, \ Wien, 14. Oktober 1932), eine Hängevitrine mit den Orden ihres Vaters dazu. Dieser, der Contreadmiral d. R. Johann Carl Pauer de Budahegy (* Fiume, 24. August 1830, f ebenda 12. Februar 1885) hatte sich während seines am 1. Mai 1884 begonnenen Ruhestandes zu Fiume ebenfalls eine Hängevitrine (vgl. Abb. 2) 7) für seine Orden anfertigen lassen. Warum er die ihm verliehene päpstliche Erinnerungsmedaille 1849 8) nicht in die Vitrine aufnahm und warum sie auch nicht in seiner Parte 9) aufgezählt wurde, ist heute nicht mehr fest­stellbar. Der Urenkel Alfred sammelte schließlich die Orden seines Vaters Heinrich 1930 in einer eigenen Hängevitrine, die allein schon durch die große Zahl der darin enthaltenen Orden im Vergleich zu der als Abb. 1 gezeigten Vitrine sinnfällig werden läßt, mit wie wenig Orden ein Offizier im Generalsrang sich noch zur Zeit des Regierungsantrittes des Kaisers Franz Joseph I. begnügen mußte 10) und wieweit in Österreich 1918 die durch den ersten Weltkrieg und den Herrscherwechsel bedingte Vermeh­rung der Orden und ihrer Sonderformen bereits gediehen war. Die Orden und Ehrenzeichen der übrigen Familienmitglieder werden in der Fiedler- schen Sammlung neben anderen Andenken in einer Pultvitrine aufbewahrt. Über den kulturellen Aussagebereich einer Sammlung von Ordensomaten vermag etwa die Geschichte der ehemaligen Wiener Ordensgarderobe 11) hinlänglich Auskunft zu geben. 7) Abb. 2 bringt in der ersten Reihe: Kommandeurkreuz d. sizilianischen Ordens Franz I., Kommandeurkreuz d. griechischen Erlöserordens, Komman­deurkreuz d. türkischen Osmanieordens II. Kl.; in der zweiten Reihe: österr. Kriegsmedaille v. Jahre 1873, Ritterkreuz d. österr. Leopolds Ordens, österr. Militär-Dienstzeichen II. Kl. f. Offiziere. — Platte KhM I 15389. 8) Scheint zuletzt in dér National- und Dienstbeschreibung für das Jahr 1883 auf (Kriegsarchiv-Wien, Qualifikationsliste der Seeoffiziere, Karton 167, Num­mer 4097). 9) In der im Familienarchiv verwahrten Parte wurde übrigens irrigerweise statt des türkischen Osmanie-Ordens der Medschidje-Orden angeführt; das in der Vitrine vorhandene Kleinod und die Militärakten jedoch belegen die Verleihung des Osmanie-Ordens. 10) Vgl. zur selben Frage E. M. Auer, Das „Elisabethinische und There­sianische Stiftungs-Creutz“ vom Jahre 1771, in: Mitt. d. Inst. f. österr. Ge­schichtsforschung, 60. Jg., Wien 1952, S. 294. 11) E. M. Auer, Die Ordensgarderobe, in: Festschrift zur Feier des zwei­hundertjährigen Bestandes des Haus-, Hof- und Staatsarchives, Wien 1951, Bd. 2, S. 3 ff. — Derselbe, Vom Ordensornat zur Ordensuniform, in: Wr. Ge­schichtsblätter, 5. (65.) Jg., Wien 1950, S. 17 ff.

Next

/
Oldalképek
Tartalom