Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 4. (1951)
AUSSERER, Carl: Der „Liber jurium in valle Lagari“
76 f Carl Äusserer enthalt genommen hat1). 1216 scheint in jener im nahen Prataglia ausgestellten Urkunde, in der durch Zeugenaussagen festgestellt wurde, wer für den baulichen Zustand und die Bewachung von Prataglia aufzukommen hatte, unter den Zeugen ein Herr Jacob von Lizana auf, der zweifellos identisch ist mit jenem Jacob von Lizana, der in der Folgezeit durch sein Verhalten gegenüber dem Trientner Bischöfe zu den gefürchtetsten Persönlichkeiten des Lagertales geworden ist. Er verbürgte sich neben Herrn Peramus von Gardumo, Gumpo von Ala und Albertin von Schloß Prataglia für die richtige Einhaltung der Verpflichtung des Baues und der Erhaltung von Schloß Prataglia durch Freie wie Unfreie der umliegenden Ortschaften Isera, Brancolino, Marano, Folas und Revian 2). Prataglia, das urkundlich erstmals 1144 mit einem Crescenbonus de Pradaja auftaucht, war durch Kauf nach dem Aussterben der letzten männlichen Nachkommenschaft der alten Herren von Prataglia, von deren letzten weiblichen Angehörigen, Maria, die Adelpret, Sohn des Ulrichvon Pergine, geheiratet hat, am 13. Juni 1183 für 1400 Pf. B. an Bischof Salomon von Trient (1177—1183) verkauft worden3). Das Schloß war damit in bischöfliches Eigen übergegangen und infolge seiner Lage und der hier errichteten Maut zu einem Hauptstützpunkte bischöflicher Macht geworden. Am 23. März 1225 belehnte Bischof Gerard Jacob von Lizana mit den Rechten des Bistums, dem Geleite und Ban-ne in der Pfarre Lizana 4). Dieser erwies sich aber als un- getreuer Vasall, verband sich gegen den Bischof mit Ubert von Brentonico, dessen Sohne Aldriget, mit Heinrich von Mori, Friedrich, Bursa und Toprand von Castelnuovo, Grassus de Bindis und Gislembert von Denno im Nonstale und besetzte das Lizana gegenüberliegende wichtige Schloß Prataglia5). Die Urkunde, die uns darüber Nachricht gibt, berichtet von Greueltaten, von Gefangennahmen, Einkerkerungen *) Vgl. Baroni, Idea, p. 151. — Tatsächlich wurden bei ländlichen Arbeiten des Barons Kaspar von Lindegg in den Jahren 1878/79 und im Februar 1882 unterhalb des Schlosses Funde gemacht, die auf einen alten Militärfriedhof aus der ältesten Kaiserzeit schließen lassen. Vgl. Orsi, P.: Scoperte archeologiehe- epigrafiche nel Trentino. Arch, trent. II., 1883, p. 263, und Perini, Quintilio: La famiglia Lindegg e le signorie di Lizana, Mollenburg, Weissenberg, Marbach e Arndorff (etc.). Atti d. Acc., Ser. III., IX., Rovereto 1903, p. 3 ff. 2) Kink, Cod. Wang., Nr. 134. 3) Kink, Cod. Wang., Nr. 16. 4) Vgl. Voltelini, Das welsche Südtirol, S. 193. 6) Vgl. Cesarini, Sforza, L.: Ezelino da Romano e il prineipato di Trento. Archivio Trentino, XI., Trento 1893, S. 5 ff.