Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 3. (1950) – Leo Santifaller Festschrift

MAYR, Josef Karl: Das Grab Kaiser Maximilians I.

490 .Tosef Karl Mayr und Bürger wurden nicht ohne Schwierigkeiten herangezogen. ,,Ich weiß gar wenig“ — so klagte der Hofmeister Leonhard der Mittlere von Harrach, als er den Translationssekretär namhaft machen sollte —, „so der katholischen Religion zugetan und zu gebrauchen“. Just dieser Mangel ist es gewesen, der Kaiser Rudolf II. der personensparenden Wasserfahrt geneigt gemacht hat. Ebenso urteilte der mittlere Harrach. In Wiener Neustadt war die Geistlichkeit „so fast gering und schlecht“, daß der Klerus des ganzen Dekanates diesseits des Semmerings heran­gezogen werden mußte. In Wien lagen die Dinge besonders kritisch. Hier war es 1576 zu Störungen der Eronleichnamsprozession und 1579 zu dem bekannten Fußfall der Sechstausend gekommen und die Be­fürchtung lag nahe, daß die Feierlichkeiten der Translation zu ähnlichen Tumulten führen könnten, wie sie sich in Prag bei der Beisetzung der Leiche Maximilians II. im St. Veitsdom ereignet hatten l). Die Trans­lationskommissäre gaben daher dem Erzherzog Ernst den Rat, zur Ver­meidung großer Mühe und Arbeit, Unkosten und übler Nachrede den Kaisersarg in stattlicher Prozession „stracks hindurch“ zu führen. Erzherzog Ferdinand ging noch weiter. Es war unnötig, so meinte er, die Leiche in die Stadt hineinzubringen. Es genügte, wenn ihr der Statthalter samt seinem Gefolge vor das Kärntnertor entgegenkam und sie „mit ordentlicher Prozession gleich stracks an die Donau“ geleitete. Der vermutliche Mangel an genügend zahlreichen unpro- fanierten Kirchen auf dem Lande ließ Erzherzog Karl von der Steier­mark die Wasserfahrt rätlicher erscheinen 2). Auch Erzherzog Ferdinand zog sie, wie erwähnt, dem Landweg vor. Er tat es aus Sparsamkeitsgründen und bemühte sich, den kost­spieligen Translationsplänen seines Neffen in Wien nach Kräften entgegenzuwirken. Der aber hielt noch 1584 — als die finanzielle Frage längst schon kritisch geworden war — daran fest, daß den „ossibus soviel Ehre nicht erzeigt werden könne, daß sie nicht noch viel eines mehreren würdig seien“. Anfänglich wollte Erzherzog Ernst die Geldforderungen der Translationskommissäre durch die Wiener Hofkammer befriedigen lassen. Als aber der Kostenüberschlag mehr als 8000 fl. ergab, wollten sie sie beide auf die Innsbrucker Kammer abwälzen. Weigerte sich diese, die Kosten gänzlich oder doch wenigstens vorschußweise —- auf Rechnung der Wiener Hofkammer — zu be­streiten, dann mußte das Werk zum Stillstand kommen. An diesem kritischen Punkte wurde die Entscheidung im Sommer 1584 von Wien b Vgl. J. Fiedler in Fontes rer. Austriac., 1/5, 262, und K. Eder, 1.c. 120, 149. 2) Wien, 1. c., Familienakten 17; vgl. M. Herrgott, 1. c. 2, 134.

Next

/
Oldalképek
Tartalom