Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 3. (1950) – Leo Santifaller Festschrift
KRAUSE, Wilhelm: Kosmas der Aetoler und seine Prophezeiungen
418 Wilhelm Krause Und wer kann sich retten ? Acht oder neun Zehntel der Menschheit wird zugrunde gehen. Die meisten begriffen die Worte des Heiligen buchstäblich und stellten daher diese Überlegungen an. Andere, vor allem die Kleriker betrachteten sie völlig anders. Sie suchten sie in philosophischem Sinn zu deuten: wer in der Welt arm und wer reich sei. „Reich sind“, so sagten sie, „diejenigen, welche Geld haben und es zum Wohle der anderen verwenden. Diese haben eine wahrhaft reiche Seele und fühlen mit den anderen Mitleid und Erbarmen. Reich sind so die Berufstätigen, welche Kunst und Wissenschaft kennen und diese ehrenhaft und ehrlich ausüben, in erster Linie zum Wohle der anderen und erst in zweiter Linie für sich. Reich sind alle Bediensteten, Angestellten, Arbeiter, also alle Werktätigen, welche die ihnen aufgetragenen Arbeiten ohne Falschheit ausführen, ohne Schurkerei und Tücke, die sich in Ehrlichkeit und Ordnung bemühen, die Liebe und das Vertrauen ihrer Vorgesetzten zu erwerben, um immer Arbeit zu finden und die ihnen anvertraute Familie zu erhalten. Arm dagegen sind alle diejenigen, die unersättlich und habgierig, die auf schändlichen Gewinn ausgehen, WTucher treiben, die kein Mitleid mit der Not der anderen haben. Arm sind also die Unersättlichen und Habgierigen, alle Faulenzer, die ihr Vermögen verzehren, zu dessen Erwerb sie nichts dazu getan haben, Folglich sind arm die Hartherzigen, die zu keiner Arbeit taugen, die Heimtückischen, die Räuber und alle, welche Schlechtigkeiten und Fehler besitzen. So werden also diese alle sterben und die ersten, die Tugendhaften, werden das schwere Los ertragen. Das werden Fragen der Zukunft sein, heute sind alle diese Probleme unlösbar.“ Soweit die Worte der Kleriker. Der Heilige blieb nachdenklich, sein Blick war in die Weite gerichtet und er schien noch trauriger. Nach kurzer Weile sagte er: 44. „Viele Menschen werden Hungers sterben.“ Ü.: Wie der dicke Pater Ambrosius vom Hungertod hörte, wurde er unruhig und suchte Erklärungen von Samuel und Pater Dimitri: „Es scheint Ehrwürdigster, daß ein großer Geldmangel eintreten wird. Die Arbeitslosigkeit und die Plündereien werden den Geldstand vermindern. Und dann werden diejenigen, welche kein Geld haben, vor Hunger umkommen. ‘ ‘ Der Heilige bewegte ein wenig den Kopf und sagte: 45. „Ein Scheffel Silber für ein Scheffel Mehl.“ Ü.: Es wird also kein Geldmangel sein, sagten die Leute unter sich, sondern ein furchtbarer Mangel an Getreide, Mehl und Brot. Daher wird der Hungertod unentrinnbar sein.