Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 3. (1950) – Leo Santifaller Festschrift
KRAUSE, Wilhelm: Kosmas der Aetoler und seine Prophezeiungen
Kosmas der Ätoler und seine Prophezeiungen 415 zugleich das Mittel, wie sich die Christen vor dem furchtbaren Geschehen retten können. Nach diesen Worten wandte sich der Heilige mit seinem Körper gegen Süden. Er hob sein Haupt und seine milden Blicke schauten mit Liebe zu den Bergen. Dann machte er mit der Rechten eine Bewegung als ob er auf sie zeigte und sprach: 30. „Gepriesene Berge! Viele Seelen werdet ihr retten.“ K.: Wo auch immer diese Berge liegen, die furchtbare Wahrheit ist, daß viel Blut der unbewaffneten Bevölkerung fließen wird. Wann werden diese Prophezeiungen in Erfüllung gehen ? 31. „Betet, daß es Tag sei und nicht Nacht.“ Ü.: Zum ersten Mal richtete Samuel ein Wort an den Heiligen: „Wird das Ereignis so plötzlich eintreten ? Wird an einem Tag eine solche Katastrophe stattfinden?“ Und er wollte noch eine andere Überlegung Vorbringen, aber er kam nicht dazu, weil der Heilige ihn unterbrach, indem er wieder zum Volk zu sprechen begann, als ob er eine Erklärung seiner Vorhersage hinzufügen wollte: 32. „Ich meine nicht wegen Tag und Nacht, sondern wegen Winter oder Sommer. Betet, daß es Sommer sei und nicht Winter, weil ihr im Winter mit den Unbilden der Natur zu ringen hättet und dadurch zugrunde ginget.“ Ü.: Weder Samuel noch ein anderer sprach. Alle schwiegen, weil die Fülle des Unglücks über ihre Vorstellungskraft ging; sie weinten beinahe. Auch der Heilige war ergriffen und schöpfte tief Atem wie man deutlich hörte. Er schloß seine Prophezeiungen über Griechenland und das Griechentum mit der Vorhersage: 33. „Es wird die Zeit kommen, da sich die Griechen gegenseitig auffressen werden. Ich mahne zur Eintracht und Liebe.“ III. Prophezeiungen über den allgemeinen Krieg. Die folgenden Prophezeiungen greifen über Griechenland hinaus und drehen sich fast ausschließlich um einen alle Groß- und Kleinstaaten erfassenden Krieg, seine Ursache, Verlauf und Folge. 34. „Die Ursache des allgemeinen Krieges wird in Dalmatien liegen.“ K.: In der Tat sagte der Heilige Sarajewo voraus. Ü.: Die Menschen schauten sich in die Augen. Jene einfachen Naturen konnten die schillernde Politik Europas nicht verstehen. Sie dachten noch an das Unglück, das bevorstehen sollte und so blieben sie für den Augenblick wie versteinert. 35. „Zuerst wird Österreich zerstückelt werden und später die Türkei.“