Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 2. (1949)
LHOTSKY, Alphons: Handschriftenausstellung der Österreichischen Nationalbibliothek anläßlich des Ersten Österreichischen Archivtages. Handschriftliche Denkmäler der Geschichte Österreichs
Handschriftliche Denkmäler der Geschichte Österreichs 9 codex nochmals ediert werden, der zu diesem Zwecke von Enenkel kopiert wurde (Abschrift im Stifte Schlierbach, Oberösterreich). Die beste moderne Ausgabe veranstaltete Theodor Mommsen selbst (Monumenta Germaniae historica, Scriptores rerum Germanicarum, Berlin 1898), wo in der Einleitung p. XVII die Wiener Handschrift qualifiziert wird. Mommsens Text wurde neuerdings von Rudolf Noll (ohne den kritischen Apparat) wiederholt, sehr gut ins Deutsche übertragen und sachlich erläutert (Linz 1947, leider ohne Register, aber mit einem beachtenswerten Anhänge über die Denkmäler des frühen Christentums in Österreich). Im übrigen siehe noch immer Theodor Sommerlad, Die Lebensbeschreibung Severins als kulturgeschichtliche Quelle (Wirtschaftsgeschichtliche Untersuchungen 2, Leipzig 1903). An die Vita s. Severini sollte sich eine der Wiener Handschriften der Conversio Bagoariorum et Carantanorum anschließen, einer merkwürdigen Denkschrift aus der Zeit um 870, die manchen Einblick in das große Geschehen jener Zeit — die kulturellen Ausstrahlungen des Erzbistums Salzburg in den südslawischen Raum — gewährt; Platzmangel zwang zur Ausscheidung. So ist das zeitlich nächstliegende Denkmal die im cod. n. 538 enthaltene Chronik des 915 im St. Maximin bei Trier verstorbenen Abtes Regino von Prüm — nicht so sehr um ihrer selbst willen als Nr. durch die Tatsache, daß dieses Werk aus den Rheingegenden überhaupt schon so früh in Österreich anzutreffen ist. Die auf dem Vorsteckblatte ersichtliche Anmerkung aus dem 12./13. Jahrhundert in der primitiven Geheimschrift des Hochmittelalters — Vertretung der Vokale durch die im Alphabet folgenden Konsonanten (siehe Aloys Meister, Die Anfänge der modernen diplomatischen Geheimschrift, Paderborn 1902, S. 5 f.) — ergibt nämlich Iste liber pertinet ad sanctam Mariam Chotovicensem; die Handschrift hat also der Stiftsbibliothek Göttweig gehört, wo infolge der energischen Wirksamkeit des aus Westfalen stammenden Gründers, des Bischofs Altmann von Passau, eine erstaunliche Kulturblüte eingetreten war. Vgl. über den codex F. Kurze, Handschriftliche Überlieferung und Quellen Reginos und seines Fortsetzers (Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde 15, 1890), S. 297. Die Lebensbeschreibung des seligen Altmann (f 8. August 1091) selbst (Vita beati Altmanni) ist ursprünglich gegen 1140 von einem Nr. Göttweiger Mönche aufgezeichnet worden und gehört zu den Perlen mittelalterlicher hagiographischer Literatur überhaupt, ein Kultur-