Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 2. (1949)
LHOTSKY, Alphons: Handschriftenausstellung der Österreichischen Nationalbibliothek anläßlich des Ersten Österreichischen Archivtages. Handschriftliche Denkmäler der Geschichte Österreichs
10 Alphons Lhotsky gemälde aus dem Österreich des 11. und 12. Jahrhunderts, das in mancher Hinsicht dem des Eugippius vergleichbar ist. Gegen Ende des 12. Jahrhunderts wurde die Vita überarbeitet und in dieser jüngeren Gestalt liegt sie im cod. n. 602 aus der Zeit um 1200 vor. Der schon genannte Präfekt Tengnagel, der damals gemeinsam mit dem Ingolstädter Jesuiten Jacob Gretser eitrigst nach Geschichtsdenkmälern aus der Zeit des Investiturstreites fahndete, hat die Bedeutung des Werkes wohl als erster erkannt und dieses selbst in seinen Vetera monumenta adversus schismaticos (Ingolstadt 1612) der Öffentlichkeit bekanntgemacht. (Der ältere Text wurde schon 1619 vom Abte Johann von Lambach publiziert, doch recht unzulänglich; erst Hieronymus Pez, Scriptores rerum Austriacarum I, Leipzig 1721, col. 115, bot an Hand einer Lilienfelder und einer Melker Handschrift einen guten Text, der nunmehr durch die kritische Ausgabe von Wilhelm Wattenbach in den Monumenta Germaniae historica, Scriptores XII, p. 228 sqq., überholt ist.) Über diese Vita Altmanni, aus der die segensreichen Auswirkungen der Gregorianischen Reform in Österreich wirklich evident werden, handelte zuletzt Hans Hirsch, Die Vita Altmanni episcopi Pataviensis (Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich, Neue Folge 15/16, 1917/18, S. 349 ff.); vgl. auch Alphons Lhotsky, Die Wiener Palatina und die Geschichtsforschung unter Sebastian Tengnagel (Die Österreichische Nationalbibliothek, Wien 1948), S. 456. Ein großes vierbändiges Sammelwerk der Lebensbeschreibungen heiligmäßiger Personen, das — weil es nur in niederösterreichischen Klosterbibliotheken (wenn auch in keiner vollständig) vertreten war — Nr. 4 als Magnum Legendárium Austriacum bezeichnet wird und einen schönen Beweis für den Auftrieb des literarischen Lebens im Laufe des 12. Jahrhunderts und besonders unter Herzog Leopold V. (1177 bis 1195) erbrachte, wird in jüngster Zeit (von Anton Kern in Graz) allerdings Österreich abgesprochen und Prüfening (Bayern) zugeteilt, seine Entstehung anstatt um 1180 um 1190 datiert. Immerhin bleibt die starke und ausschließliche Verbreitung des gewaltigen Werkes in Österreich beachtenswert genug und rechtfertigt die Beibehaltung des Titels. Auch das Wiener Exemplar cod. n. 336 gehört zu den alten Beständen der Hof bibliothek und wieder war es Tengnagel, der darin, auf Grund ganz geringfügiger Angaben Aventins, die lange gesuchte, um 1128 vom Mönche Paul von Bernried verfaßte Lebensbeschreibung Gregors VII. entdeckte, die dann Jacob Gretser unter dem Titel Commentarius Pauli Bernriedensis antiqui scriptoris de /