Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 2. (1949)
LHOTSKY, Alphons: Handschriftenausstellung der Österreichischen Nationalbibliothek anläßlich des Ersten Österreichischen Archivtages. Handschriftliche Denkmäler der Geschichte Österreichs
Handschriftliche Denkmäler der Geschichte Österreichs 19 durch Ankauf aus dem Haus-, Hof- und Staatsarchiv in die Palatina gelangt ist. Es zeigt den Erzherzog Ernst (f 1424) kniend vor der Madonna (Abb. 2); am Ende der Handschrift steht das hübsche Gedicht- chen: Hochgeporner Fürst und gnädiger herre! Glük und selde got euch mere! Rewn ewer stift vergesset nicht! Zü ewern gnaden guet Zuversicht Haben wir an allen wang (ohne alle Bange). Got mach euch ewer leben lang! Der Inhalt des Büchleins ist eine Paraphrase der Predigten des hl. Augustinus in deutschen Versen und ein typisches Beispiel für die volkssprachliche Erbauungsliteratur gebildeter Kreise im 14./15. Jahrhundert; es widerlegt allein schon die gelegentliche Behauptung, daß Ernst ein völlig ungebildeter Mann gewesen sei. Das Bildnis Ernsts (den Erzherzogtitel nahm er seit 1414 wieder auf, obwohl dies schon seinem Onkel Rudolf IV. 1360 verboten worden war) ist ikono- graphisch sehr wertvoll. Vgl. Karl Oettinger, Der Illuminator Ernsts des Eisernen (Goldschmidt-Festschrift 1935, S. 57 ff.). Hat das Stift Reun (Rein) dem Erzherzog Ernst ein schönes Buch verehrt, so hat das ebenfalls steirische St. Lambrecht (bzw. Mariazell) dessen Sohne und Nachfolger Friedrich V. (als Kaiser Friedrich III.) im Jahre 1441 die zunächst für Herzog Albrecht V. (als König Albrecht II., 1438/39) begonnene, sehr schöne Abschrift eines anderen Werkes gewidmet, in dem erst vor kurzem eine Arbeit des Westfalen DietrichvonNiem(N ieheim) erkannt wurde. Es nennt sich V iridarium imperatorum et regum Romanorum. Die erste Seite zeigt die Wappen „Römisches Reich“, „Böhmen“, „Ungarn“, „Mähren“ und „Haus Kr. 22 Österreich“ (Abb. 3); sie betreffen Albrecht V., den man durch diese Schrift wohl zur Wiederaufnahme der Kaiserpolitik in Italien ermuntern wollte. Die Edition der auch historiographisch interessanten Schrift wird vorbereitet; siehe vorläufig Alphons Lhotsky in den Sitzungsberichten der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-historische Klasse 226, 1949, 3. Abhandlung. Die einzige, leider sehr defekte Überlieferung der wichtigen Nachrichten der Helene Kottanner über die Schicksale der Königin Nr. 23 Elisabeth nach dem Tode ihres Gatten Albrechts V. (II.) enthält der cod. n. 2920, die erste geschichtlich bedeutsame Aufzeichnung einer Frau in Österreich. Die bisher einzige Druckausgabe stammt von