Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 2. (1949)

LHOTSKY, Alphons: Handschriftenausstellung der Österreichischen Nationalbibliothek anläßlich des Ersten Österreichischen Archivtages. Handschriftliche Denkmäler der Geschichte Österreichs

Handschriftliche Denkmäler der Geschichte Österreichs 13 pii marohionis bezeichnet wird, ist frühestens 1177, gewiß aber noch im 12. Jahrhundert entstanden. In der vorgelegten Handschrift, Series nova n. 4189, findet es sich f. 39 ff. Der codex stammt vermutlich aus dem unter Anteilnahme des Markgrafen 1136 gestifteten Benediktinerkloster Kleinmariazell im Wienerwalde, wo er um 1302 entstanden sein dürfte. Er war lange Zeit verschollen, so daß er in Wattenbachs Ausgabe der österreichischen Annalen nicht berück­sichtigt erscheint, begegnete plötzlich 1870 im Archiv des Wiener Minoritenklosters, verschwand nochmals, um im 20. Jahrhundert im Kunsthandel aufzutauchen und in den Besitz des bekannten Kunsthistorikers Dr. Franz Kieslinger überzugehen. Hier erkannte ihn Ernst Klebel 1923 wieder und alsbald konnte die für die Geschichte der österreichischen Historiographie doch sehr wichtige Handschrift endlich in die Nationalbibliothek gerettet werden. Habent sua fata libelli. Vgl. Ernst Klebel, Die Fassungen und Handschriften der österreichischen Annalistik (Jahrbuch für Landeskunde von Nieder­österreich, Neue Folge 26, 1928, S. 56 f., 87 und 95 ff.). Von der Absicht, eine der kostbaren Annalenhandschriften — etwa den cod. n. 352 -— auszustellen, wurde mit Rücksicht auf die große Schwierigkeit, derlei dem Publikum zu erläutern, Abstand genommen. Unter den österreichischen Geschichtsdenkmälern des 13. Jahr­hunderts nimmt das Fürstenbuch des Jans Enikel, eines Wiener Nr. 9 Bürgers von oberflächlicher Bildung und ebensolchen literarischen Absichten, eine keineswegs großartige, aber immerhin interessante Stellung ein. Wichtiger als das Fürstenbuch selbst ist aber das in einigen Handschriften desselben als Einleitung begegnende sogenannte Landbuch von Österreich und Steier, worin sich Angaben über den Besitzstand ausgestorbener Dynastengeschlechter, vor allem der Babenberger selbst, vorfinden. Der gezeigte cod. n. 2733 (f. 2—3) ist schon von Wolfgang Lazius um 1550 und von Job Hartmann Enenkel um 1600 benützt worden; Enenkel, der im Verfasser des Fürstenbuches gar seinen Ahnherrn vermutete (was heute nahezu ausgeschlossen erscheint), hat denn auch die erste Druckausgabe des Werkes (Linz 1618) besorgt, welcher Band zugleich der einzige ist, der von den geplanten Scriptores rerum Austriacarum erschien. Heute benützt man die kritische Ausgabe des Fürstenbuches von Philipp Strauch (Monumenta Germaniae historica, Deutsche Chroniken III, Hannover 1900), wo das Landbuch von Joseph Lampel besonders behandelt ist (p. 687 sqq.).

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