Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 1. (1948)

SANTIFALLER, Leo: Quellen zur Geschichte des spätmittelalterlichen Ablaß- und Reliquienwesens aus schlesischen Archiven

136 Leo Santifaller, Quellen zum Ablaß- und Reliquienwesen 12. und 13. Jahrhundert erwähnten zahlreichen Reliquien des Vinzenz­stiftes1) waren vermutlich in vielleicht künstlerisch gearbeiteten Reliquiaren eingeschlossen. Der angeblich im Aufträge des Péter Wlast angefertigte Silberschrein für die Reliquien des hl. Eustachius und nach dessen Verlust der um das Jahr 1376 vom Goldschmied Meister- Johann angefertigte neue Silberschrein wurden bereits erwähnt2). Das Reliquienverzeichnis von (1401—1404)3) enthält mindestens 80 Einzelreliquiare, welche als capse, monstrande, tabule und4) reliquie bezeichnet werden und sicherlich mindestens teilweise künstlerische Ausstattung zeigten. Unter Abt Leman (1426—1449) fertigte der Goldschmied Heinrich Schorgast Bildwerke, also wohl Edelmetall­arbeiten, an, denn er erhielt pro ymaginibus 40 Mark5). Zweifellos- die wertvolleren Reliquiarien und Edelmetallarbeiten des Vinzenz­stiftes wurden, wie bereits oben erwähnt, in dem ungefähr 70 Stücke umfassenden Inventar der Stiftskleinode vom Jahre 1529 verzeichnet, sodann an die Stadt Breslau ubergeben und später zusammen mit den Kleinodien anderer Breslauer Kirchen zum größten Teile einge­schmolzen6). *) Siehe oben S. 124 ff. 2) Siehe oben S. 125. — Im Jahre 1373 wird ein Hannus Ny ser der goltsmit genannt; vgl. Schultz, Breslauer Goldschmied-Innung (Zeitschr. f. Gesch. Schlesiens, 5, 1863), S. 348. 3) Siehe oben S. 102 ff. 4) Über capsa, monstranda und tabula, vgl. Braun, Reliquiare, S. 40 ff. 43 ff., 55 ff. 5) Siehe bei Santifaller, Nikolaus Liebental, Vinzenzchronik. — 1391 wird Hnr. Schorgast aurifaber genannt; vgl. Schultz, Breslauer Goldschmied-Innung (Zeitschr. f. Gesch. Schlesiens, 5, 1863), S. 348. 6) Siehe oben S. 129ff. Vgl. Schultz, Schatzverzeichnisse der Breslauer Kirchen (Abhandl. der schlesischen Gesellschaft, 1867) S. 1 ff., 23.

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