Fekete Ludwig: Türkische schriften aus dem Archive des Palatins Nikolaus Esterházy (Budapest, 1932)

Einleitung

Lvn Kultur westlich orientierten Ungartum losreissen und dieses seines natürlichen Schutzes und seiner Bundeshilfe berauben, um es dann als schwachen und hilflosen Vasallen mit dem oft erwähnten, oft aufge­zwungenen „Mantel des Padischahs" zu verhüllen. Deshalb empfahlen sie dem deutschen Volke die gemeinsame Züchtigung, Bändigung, ja — wenn notwendig — die Ausrottung der ungarischen Nation. Das Ungartum, das sich damals schon unter dem Druck des contemptus Germanorum krümmte, geriet nun unter die Last eines zweifachen Hasses, durch den es seine früher gesunde, sichere poli­tische Auffassung einbüsste und seinen Bück trübte. Man kann die Phasen der langsamen, stufenweisen Wandlung seiner politischen Auf­fassung, sein Abwärtssinken im XVII. Jahrhundert von Jahrzehnt zu Jahrzehnt verfolgen. Sein Blick war allmählich unsicher geworden und es begann darüber im Unklaren zu sein, welcher der beiden Kaiser — ob der türkische oder der deutsche —, die ihm doch beide in gleicher Weise ihre Gunst anboten, ihm aber gleichzeitig auch ihre Stärke fühlen Hessen, der richtige sei, mit welchem es gegen den anderen kämpfen sollte. Als ihm endlich nachher auch seine traurige, aus­sichtslose Zukunft zum Bewusstsein kam und es mehr und mehr darunter zu leiden hatte, verliess es die feste, gerade Richtung, die seine früheren Kämpfe mit belebender Kraft erfüllt und diese als legen­däre Selbstverteidigungskämpfe verklärt hatte. So begann es zu schwanken, verzweifelte bald am eigenen Schicksal und geriet in seiner Verzweiflung in ganz entgegengesetzte Extreme. Und da es sich in einer Lage sah, aus der es keine Rettung erwarten konnte und in der es sich von allen Seiten vom Hass bedroht fühlte, da regte sich auch in ihm der Hass und es rüstete zum Krieg gegen alle. In jedem Kampf und an jedem Tage wechselte es seine Führer; heute ist es mit dem Türken, morgen mit dem Kaiser befreundet, heute ist es ein Kurutze und mor­gen ein Kaiserlicher, — wieviel Gebiete, soviel Länder, soviel Lager. Dass dieser Zwiespalt in der ungarischen Seele nicht schon früher, sondern erst in der zweiten Hälfte des XVII. Jahrhunderts ein­trat und der einheitliche Widerstand gegen die Türken erst um diese Zeit und nicht schon früher zusammenbrach, darf fast ausschliesslich als ein Verdienst Nikolaus Esterházys bezeichnet werden. dringt allmählich in die breitere Öffentlichkeit und kommt auch in der türkischen geographischen Literatur zum Ausdruck (s. z. B. die Handschrift Dzo&rafjar 1 keblr : „Grosse Geographie"); eine Besprechung und eine ung. Übersetzung eines Teiles davon von L. Fekete in Hadtörténelmi Közlemények Jg. XXXI, S. 143 ff. VIII

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