Fekete Ludwig: Türkische schriften aus dem Archive des Palatins Nikolaus Esterházy (Budapest, 1932)
Einleitung
Die Privatbriefe als Quellenmaterial zur türkischen Kulturgeschichte» Da sich die Quellenpublikation in türkischer Sprache — wie bereits erwähnt — mit der Herausgabe von Privatbriefen bisher nicht befasst hat, können die unter B) zusammengefassten „Urkunden und Schriften in privaten Angelegenheiten" nicht nur hinsichtlich des Stoffes und Inhalts, sondern auch bezüglich der Form und Sprache auf erhöhtes Interesse Anspruch erheben. Eine türkische Redensart sagt von den Privatbriefen, dass sie nichts anderes enthielten, als seläm u keläm d. i. „Gruss u. Geschwätz' 1 . 1 Diese kurze Charakterisierung ist nur insoweit stichhältig und zutreffend, als der Inhalt der Briefe höchstens für den Zeitgenossen nichts anderes als seläm u keläm gewesen ist; er wird jedoch ausserordentlich wertvoll, wenn er, wie in dem vorliegenden Falle, dreihundert Jahre später, dem Quellenforscher zur Untersuchung vorliegt. In jener, aus ungefähr sechzig Stück bestehenden Privatbriefsammlung, von der einzelne Stücke offensichtlich aus der Beute herumstreifender Soldaten in den Besitz Nikolaus Esterhäzys gelangt und in dessen Archiv bis heute aufbewahrt worden sind, befindet sich bloss ein einziger Privatbrief, der wegen seines nichtssagenden Inhalts tatsächlich nur seläm-keläm ist. 2 Es ist natürlich, dass sich diese Privatbriefe von den aufs Ausland bezüglichen amtlichen Briefen, von den damaligen diplomatischen Noten, in vieler Hinsicht unterscheiden. Ihre Schreiber sind andere Leute, anders ist ihr Stil, ihre Manier, anders ihr Gegenstand, ihr Inhalt und ihre Terminologie. Die Schreiber sind Leute bald von höherem, bald von niedrigerem Range. Mitunter sind sie vollkommen unbekannt und dann wissen wir nur soviel von ihnen, dass sie als Mohammedaner an Mohammedaner, an Freunde oder Verwandte schreiben. Hie und da 1 Resädx Ta'llm-i kitäbet. Mükemmel inSä, Konstantinopel 1313 (beg. 24. Juni 1895), S. 17. * s. S. 203, bzw. S. 421 f.