Domanovszky Sándor: József nádor iratai II. 1805-1807. (Budapest, 1929)
1806
Diätalbeschlusse nicht mehr verpflichtet, und daß selbe durch blosse Werbung erreicht werde, ist schwer zu hoffen. Das wichtigste aber ist die Regulirung der Insurrection. Allergnädigster Herr! bei gegenwärtiger Art Krieg zu führen, ist die hungar. Insurrection so, wie sie seit dem Anfange des Reichs bestand, nun fast von keinen Nutzen. Vormals hatten auch die benachbarten Provinzen keine so zahlreiche stehende Truppen und schlugen sich ohne alle Kriegsregeln; seit dem aber später das Schießpulver erfunden, die Artillerie und Taktik zur höchsten Stufe gebracht worden, so wird nun nicht soviel mit Stärke, als Scharfsinn, Kunst, militärische Positionen und wohlexercirte Truppen Krieg geführt; und die hungar. Insurrection bleibt in ihrem alten Chaos und Ungewandheit; wer wird also verlangen, daß sie die französische Armee, die die unsrige sammt der russischen warf, schlagen sollte ? Der Adeliche ist zu Kriegsdienst verpflichtet und er weigert sich auch nicht seine Pflicht zu erfüllen. Hievon ließe sich ein großer Zuwachs an Kraft und Macht, und zwar zur großen Erleichterung der Finanzen hoffen. Hierüber kann ich, wann es immer Eurer Majestät gnädigst gefällig sein wollte, meine allerunterthänigste Meinung und Idee ehrfurchtsvollst vorlegen. Die Sache wäre aber, ehe dazu geschritten würde, in reife Überlegung zu nehmen. Jetzt muß ich nur das einzige bemerken, daß der gegenwärtige Augenblick zu dieser Sache sehr günstig sei darum, weil das Land nie mehr als beim letzten französischen Einbruch die Schwäche seiner Insurrection eingesehen habe, so, daß ich gar nicht zweifle, es werde sich zur Verbesserung seines Defensionsstandes willig herbeilassen. Und dieses ist, Allergnädigster Herr! was ich in unverbrüchlicher Treue und schuldigster Freymüthigkeit allerunterthänigst zu erinnern hatte; schließlich aber glaube ich unmaßgebigst, daß es auch nothwendig sein dürfte S* r . K. Hoheit dem Eh. Palatin in Ansehung der Individuen, welche höchstdieselben während des letzten Krieges an ihrer Seite haben wollten, das all[er]h[Öch]ste Mißfallen mündlich zu erkennen zu geben, dann als Bruder zu rathen und als König zu befehlen, daß Höchstselbe nun von der drohenden so großen Gefahr überzeugt in Hinkunft die Rathschläge solcher Menschen zu verwerfen, in Allen den neuen Judex Curiae zu hören und mit wechselseitigen Bestreben das allgemeine Wohl und den höchsten Dienst zu befördern trachten sollten. Und ich bin überzeugt, daß S e K. Hoheit diese väterlichen Ermahnungen Eurer Majestät mit schuldigster Unterwürfigkeit verehren und sich denselben fügen werden, da sonst auf den Fall, wie ich es aber nicht vermuthen kann, wenn Höchstselbe bei ihrem bisherigen diesfälligen Benehmen beharren sollten, dann das öffentliche Heil und Wohlfahrt anderweite Abhülfsmittel erheischen würden, welche Eure Majestät nach All[er]h[öch]stihrem tiefen Einsichten und Weisheit angemessen und wirksam finden. Wien, am 27. Mai [1]806. Johann v. Somogyi m. p.