Domanovszky Sándor: József nádor iratai I. 1792-1804. (Budapest, 1925)
1795.
Instruction Für Meinen Bruder. Da Du Deine neue Laufbahn betrittst und Dein eigener Herr sowohl, als an der Spitze eines Landes, dessen Leitung Dir anvertraut ist, zu sein anfängst; so habe Ich es als eine Vaterspflicht, die Ich an Dir vertrete, erachtet, Dir diese Instruktion als einen Leitfaden zu Deinen persönlichen Betragen in den Geschäften zu übergeben, die Ich auf Meine eigene Erfahrung gegründet habe: damit in Meiner Abwesenheit, wo Ich nicht immer im Stande bin Dir persönlich zu raten, sie Dir dienen könne, um Dich in eine so ruhig und zufriedene Lage zu versetzen, als es nur immer in dieser Welt sein kann, welches Ich einzig und allein wünsche. In Deinen Jahren kann man unmöglich die Erfahrung haben, welche notwendig ist um nicht an verschiedenen Anständen zu scheitern, welche sich Dir täglich darbieten werden. Die Erziehung, welche Du gehabt hast, deine guten natürlichen Eigenschaften, deine Talenten, dein moralischer Karakter und die Grundsätze darüber, die Du Dir gemacht haben wirst, werden jenes, was mangelt, so gut möglich ersetzen und Dich vor den Hauptgefahren schützen, die Dich bedrohen könnten. Die Religion ist die erste, heiligste und vorzüglichste unserer Pflichten. Sie macht unser Glück in dieser Welt aus, und gereicht uns zum Tröste in Krankheiten, Widerwärtigkeiten und Unglücksfällen die uns beständig verfolgen, wie Du an Mir ein lebendes Beispiel sehen kannst. Sie leitet uns in unseren Handlungen, mäßiget und bessert unsere Leidenschaften, eifert uns an zum Guten und unterstützet uns bei Ausführung desselben; mit Ihr müssen wir unseren Tag und unsere Arbeiten anfangen und enden. Mit diesen Grundsätzen ist Dein Vorfahrer ruhig gestorben. Deine Pflicht ist es, dieses Beispiel zu befolgen. Die wahre Religion bestehet vorzüglich in dem Herzen und in der Ausübung der Tugend und christlichen Moral, und macht uns geneigt auch zu den äußerlichen Uibungen derselben; die dann uns auch zur Pflicht werden; und die es nicht genug ist mit Worten zu vex'richten, die aber vorzüglich von dem Herzen ausgehen müssen. Daß Deine Frömigkeit also auf guten Gründen gebauet, anhaltend gleich seie und von dem Herzen allein ausgehe, seie genau in Beiwohnung der öffentlichen und gewöhnlichen Kirchenandachten, erscheine bei selben mit dem gebührenden Anstand und Ehrfurcht, um vorzüglich dadurch Deinen Untergebenen und allen andern mit gutem Beispiele vorzugehen. Vernachläßige aber so wenig die Ausübung der heiligen Sakramente, übe Dich durch Lesung geistlicher und guter Bücher, auch leide in deiner Gegenwart weder freie und unanständige Reden, noch was immer für Spöttereien über die Religion; überwinde Deine Leiden-