Ludwig Fekete: Einführung in die Osmanisch-Türkische Diplomatik der Türkischen Botmässigkeit in Ungarn (Budapest, 1926)
DIPLOMATISCHER TEIL
Eine besondere Unterschriftform haben auch Kujruklu die Defterdáré gehabt. 1 Sie hiess kujruklu im<Jtä (Lk*l ^>jj„ß 'schwanzförmige Imdä'), weil sich ihr letzter Zug wie ein geschwungener Schwanz aus dehnte. Das Sahh. Ein neuartiges Kennzeichen der Schriften der Oberbeamten ist das sahh (^>), eine Abkürzung des Wortes sahlh 'wahr'). Seine Bedeutung ist 'es ist richtig', „vidi". Das Zeichen kommt nur auf Schriftstücken, die mit Pence versehen sind, und zwar am Rande, eventuell in der Bauchung der Pence, vor. Seine Form ist meistens stilisiert und so geschickt gezogen, dass man eine geübte Hand, wahrscheinlich die des Zeichners der Pence, dahinter vermuten muss. Äussere Auf der Rückseite dieser Schriften und, seit Adres sierung, dem Anfang des 17. Jhdts, auch auf dem Kulak ('Ohr') findet man Titelformeln, wie z. Bsp.: jútii Aj\ A^J^J-Ä*. '(Der Brief) komme glück lich vor die Person des Stolzes der Grossen der messianischen Länder, des Kaisers von Rím, unseres Freundes'; JIJ J^U'L JlJ jU Oj^Ji fUa*il *l^l jbkäl jdl Vjl J^Ij ej*Ljj jfrLii <ä\j£ o^o 'Zu dem Stolz der jesusgläubigen Emire, dem König von Ungarn, König Mätiäs — sein Leben möge gut enden — soll er (der Brief) glücklich gelangen'; 'Vor die Person Betlän Istväns, des Bruders des Häkim von Erdel'; '(Der Brief) komme zu Seiner Gnaden Iskender Pasa, Bejlerbej von Egre'; 2 fiséul c \jLziZ il^l jbeJlil <jü\l*\\ (!) ^*L? V^ír*^ cl jbtíiVl J Joseil J$j}\ j <JtX\ Jlól ^U Ji Jj~ JjkiJb ó'^^ J <jLli OLAJLS^ «uii j^űLL «uäl 3 6y:\ Jfji 'Vor die Person des Stolzes der jesusgläubigen Grossen, des Er 1 Der Defterdár schreibt keine Pence, sondern eine Kujruklu imdä: ./>• Jäjjiy < jbjüj. (MTM I. 516.) 2 Egre, Egri ist der türkische Name der Festung Zsger (= Erlau) ; vergl. z. Bsp. Urk. N° 5. 3 Türkische Schreibweise des Namens Thököly Imre (ung. Imre c Emerich 3 ). wählten der ruhmreichen Edlen des messianischen Volkes, des Führers der Angelegenheiten der Körperschaft des nazarethischen Bekenntnisses, Trägers der Schleppe von Majestät und Würde, Besitzers der Abzeichen von Macht und Grösse, dessen Zeichen die Treue, dessen Titel die Ehrenhaftigkeit ist, des tatsächlichen Königs von Mittelungarn forfa madzar), Imre Tökeli's — seine letzten Augenblicke mögen gut enden —'. Die Erlässe der Oberbeamten der Zentral Die Erlässe der Ober regierung an die Lehensherren des Reiches — z. Bsp. beamten. des Grosswesirs an den Fürst von Siebenbürgen u. a. — wurden auf Grund der Nämes der Sultane briefförmig abgefasst. Erlassförmig sind nur die fürs Innland bestimmten Verordnungen, die sich streng an die entsprechenden Erlasstypen der Sultane halten. Die Erlässe der Oberbeamten finden zur Zeit der Botmässigkeit mit Verbindung des ungarischen Bodens nur selten, die auf die selbe Weise abgefassten Erlässe der Bejlerbejs dagegen öfters Verwendung. 1 SCHRIFTSTÜCKE DER BEAMTEN MIT BESONDEREN BEFUGNISSEN. Auf dem den Türken unterworfenen Gebiete Schrift stücke der Ungarns hatten die Pasas von Buda mit Wesir Wesirpasas rang ganz besondere Machtbefugnisse. Sie ver fügten in inländischen wie in ausländischen Ange legenheiten über einen viel weiteren Wirkungskreis als die übrigen Bejlerbejs des Reiches. So erklärt es sich, dass sie ihre Schriften in einigen Fällen im Namen des Sultans, mit Tugra versehen, aus geben konnten. Schon am Ende des 16. Jhdts haben wir aus Buda datierte Urkunden mit der Tugra, aus Zeiten, in denen sich weder der Sultan noch ein Serdär in Buda aufhielten. 2 Da aber die selben Wesirpasas bald mit der Tugra, bald mit der Pence zeichnen, war wohl der Kreis der Schriften, wo sie die Tugra gebrauchen durften, auf gewisse Stoffgebiete (wirtschaftliche, örtliche Angelegenheiten?) beschränkt. Auf dem unterworfenen Gebiet war auch ein Schrift stücke der provisorisches Forum mit besonderen Befugnissen Serdare. 1 Vergl. „Die Verordnungen der Bejlerbejs", S. LIV. 2 Tk. Urkunden der Archive der Stadt Gyöngyös, Kecske met, Debrecen u. s. w. aus dem 17. Jhdt.