Ludwig Fekete: Einführung in die Osmanisch-Türkische Diplomatik der Türkischen Botmässigkeit in Ungarn (Budapest, 1926)

PALÄOGRAPHISCHER TEIL

den Divisor schrieben sie auf die linke Seite (t oToV ). Bei den Gliedern der Additionen, Subtraktionen und Multiplikationen nannten sie gegebenenfalls die betreffende Spezies mit Namen. 1 Die Hervor- Zur verschärften Hervorhebung der Summe hebung der Summe, kannte man zwei Verfahren. Eines bestand darin, dass man die in arabischen Ziffern oder Buch­staben ausgedrückte Summe in Sijäkattypen wie­derholte, die zweite war, dass man nach Mittei­lung der Summe ihre Hälfte angab: ^S"<|-1 »sL» ¿11 <X\ du jjC IJu^U" ('fünfzig­tausend Akce, wovon die Hälfte, nachdrücklich betont, fünfundzwanzigtausend Akce ergibt*). 2 DIE SCHREIBWERKZEUGE. Der Kalem. Die Osmanlitürken schreiben mit Rohrfedern (kamis kalem ii <J>-*%). Da für eine gute Schrift ein guter Kalem un­bedingte Voraussetzung ist, hängt die Feinheit der Schrift von der Art, wie der Kalem geschnitten und gespitzt wird, ab. Die Tradition sagt, dass die heutige Art, den Kalem zu schneiden, von Kibla der Kjätibs (kib­let-ül-kütteib «-»U&l Ui), genannt Sejh Dzemal-ed­dtn JakUt herstammt, der die kurzgeschittene, breit schreibende Feder länger und spitzer schnitt, sodass sie beim Schreiben zwar arg kratzte, aber feiner und dünner schrieb. Der Kalem war bis zu 25 cm lang. Allzulange Kalem hielt man für unbrauchbar. Das zum Zu­schneiden verwendete Messer hiess Kalemtras (JMjuJß).' Nach Ansicht der heutigen Perser braucht der gute Kalem vier Eigenschaften, die alle mit sin (-) beginnen, während vier Eigenschaften, gleichfalls mit sin beginnend, fehlen sollen. Er soll sein serh £(rot*, nämlich von aussen), sefid JUA*- ('weiss', nämlich von innen), saht cJc*> Chart*) und sengin O^L* ('schwer'). Dagegen darf er nicht sein sest ('weich'), sijah »L- ('schwarz*), sebüg ('leicht') und suhte ('verbrannt'). 4 Die Tinte. Bei Urkunden wie Kodexen wurde meist 1 Tk Hss UAW, 8° 40. Ä Archiv der Stadt Debrecen. Turcica, No. 30. 3 Medämü^a­1 ahväl-» ähär u. s. w. * Beck, II. 206. schwarze Tinte (mürekkeb * r-?V) gebraucht. Die Tinte hat ihren tuschartigen Glanz durch Jahr­hunderte bewahrt. Ihre Herstellung bereitete keine besonderen Schwierigkeiten, vielmehr kann man aus den häufig in den Formelbüchern der Kjätibs aufgezeichneten Rezepten zu ihrer Herstellung schliessen, dass die meisten Kjätibs ihre Tinte selbst bereitet haben. Ein solches Rezept lautet: 50 Dir­hem Mosuler Galläpfel (Mosul mäzüsu ^jjL) sind zu mischen mit 50 Dirhem Essig, 100 Dirhem reinem Wasser und 25 Dirhem Eisensulfat {zädz 1 ktbrtst Das Ganze hat solange zu kochen, bis die Hälfte der Flüssigkeit verdun­stet ist. Dann menge man etwas Gummi arabicum (samg"' avabi '^o) und gegebenenfalls etwas Tinte hinzu. Wenn der Gallapfel, zerhackt, einige Tage im Wasser aufgeweicht worden ist, bekommt die Tinte noch schöneren Glänze Die Tinte hielt man in bauchigen Ton- oder Porzellangefässen. Im Tintenfass (hokka *UL»-) be­wahrte man ein Stück Rohseide auf (lika <AJ) und schüttete darauf soviel Tinte, als es aufsau­gen wollte. Der Kalem wurde also nicht in die Tinte getaucht, sondern mit der Lika angefeuchtet. Auf einzelnen Schriftstücken finden wir fest Der Streusand. an die Tinte geklebten Streusand (rik ^kj). Bei che­mischer Analyse des im Topkapu-seräj ans Tages­licht gekommenenRik wurde echtes Gold gefunden.* Die Urkunden hat man zu Zeugen machen wollen für die Theorie, dass der Goldstaub einst grosse Wichtigkeit und beglaubigende Macht hatte; indessen bestätigen die Beispiele diese Behauptung ganz und gar nicht. In seinem Gebrauch ist keine Regelmässigkeit nachzuweisen und es ist eher wahrscheinlich, dass die Verwendung des Gold­staubes von der Mode abhing. Im 16. Jhdt finden wir ihn nicht nur in den Urkunden, sondern auch in den Meldungen der Gesandten des Kaiser­königs — z. Bsp. auf Malvezzis Schreiben — ge­nau wie auf den Seiten einiger Insäbücher. 3 ßs konnte ihn also anschaffen und brauchen, wer da wollte, und auch heute noch ist er in Mode, wenn auch in anderen Farben. 1 Medimü c a­i ahväT» ähär u. s, w. 3 TOEM I. 17. .... : 3 Tk Hss UAW, 8° 5. : . ; .

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