Ludwig Fekete: Einführung in die Osmanisch-Türkische Diplomatik der Türkischen Botmässigkeit in Ungarn (Budapest, 1926)

PALÄOGRAPHISCHER TEIL

Hinsicht in Gläubige und Ungläubige. Diese Schei­dung kam in den geringsten Kleinigkeiten zum Ausdruck und so wurde auch bestimmt, welche Papiersorten den einzelnen Gruppen der Mensch­heit zukämen. Um 1720 schrieb man an den rus­sischen Zaren, an seinen Kanzler (bas vekll) und Schatzmeister (defterdär), an den Oberhetman des Königs von Polen, an den König von Frankreich, an dessen Minister und Hofmeister, kurz an die im Formelbuch vorkommenden christlichen Herr­scher und deren Oberbeamten, auf „einem grossen Bogen Stambuler Papier" (böjük boj Istambol kja*gld\ iS^^ J^wbu-I I£J> ¿1ju). Mit den mohamme­danischen Herrschern (Hän von Afganistan, Sah und Sehzäde von Persien, Häkim von Dagistän, Hän von Buchara, Pädisäh von Fes) und aus­nahmsweise auch mit dem Zaren von Russland korrespondierte man auf Abädl-Papier (abädi kjäitd J^tTtSJÜT). 1 Die Vor- Das zum Schreiben bestimmte Papier wurde bereitung des Papiers, eigens vorbereitet. Bei dem gelben Papier unter­blieb dies öfters; warum, wissen wir nicht. Es muss wohl als Versäumnis angesehen werden, da gerade dieses Papier wegen seiner Schwäche einer be­sonderen Vorbereitung bedurfte. Diese bestand darin, dass die zum Schreiben bestimmte Innenseite des Papiers mit einem ver­steifenden Schmelz überzogen wurde. Dieser Schmelz wie der durch ihn entstandene Glanz Messen ahav (jLVf 'Versteifer, ähär vuvmak Versteifen 1 ). Die unter dem Namen risUle (aJUj) und medzmua G^yr) bekannten Notizen­sammlungen bringen verschiedene Rezepte für diesen Schmelz, z. Bsp,: 5 Dirhem Tischleim (balik tutkali jUry jJU) sind mit 2 Dirhem Gummi arabicum (samg" l arabi 4** und 3 Dirhem Adrianopler Leim (Edirne tutkali JUi'ji' zusammenzuschütten, erst nach einer Abkühlung muss das Ganze in einer entsprechenden Menge Wasser aufgekocht werden. Wenn das Papier mit der stark siedenden Masse begossen wird, „gibt es einen sehr schönen Schmelz" (<dji jUI coic). — Nach einem anderen Verfahren sind 5 Dirhem Tischleim in Wasser zu lösen und mit 5 Dirhem • ; 1 Tk Hss UAW, 8° 35. gelöstem Ammoniaksalz (nisadk jiiX) zu mischen; nach dem Aufkochen trage man die Masse dünn auf das Papier auf. 1 Das Ergebnis dieser Arbeit war, dass die bestrichene Seite des Papiers weissen Glanz, die Schrift plastische Formen bekam. Ein weiterer Vorteil war, dass die Tinte nicht auseinanderfloss, da das Papier die Feuchtigkeit weniger anzog. In Handschriften, besonders in kirchlichen Kodexen (mushaf oipt^) finden wir auch mehr­farbig zubereitetes Papier, indem man die Seiten, manchmal sogar regelmässig wechselnd mit ein­oder mehrfarbiger dünnflüssiger Tinte bespritzte. Auf das Papier für Urkunden hat man so viel Mühe nicht verwendet. Die beendigte Arbeit wurde natürlich geachtet, Die Reinigung da das Material viel Geld, die Herstellung aber des Papiers. viel Zeit und Mühe kostete. Als Importartikel war das Papier teuer und oft schwer zu beschaffen. Die Herstellung eines Schriftstückes verlangte sehr grosse Mühewaltung. Wenn also das Papier beschädigt wurde, versuchte man es auszubessern, wenn es beschmutzt war, bemühte man sich, es zu reinigen. Die hiezu benutzten Verfahren hingen natürlich von der Art der Verunreinigung ab: Fettflecke z. Bsp. beseitigt man, indem man zu Mehl verriebenes Ammoniaksalz (nisädtr JJUJ) auf den Flecken streut und das Ganze an einem feuchten Orte aufbewahrt. Wenn man dann nach einiger Zeit das Papier mit einem sauberen Lein­wandlappen abreibt, verschwindet der Fettfleck/' Uber den Einkauf des Papiers haben wir keine urkundlichen Angaben, so viel dürfte aber sicher sein, dass die Türken ihr Papier aus dem Westen u. zw. aller Wahrscheinlichkeit nach aus den oberitalienischen Papierfabriken bezogen haben. 3 Aus den Wasserzeichen allein kann man folgern, Die Wasser­zeichen. dass es nicht türkisches, mohammedanisches Er­zeugnis ist. Im 16. Jahrhundert ist ein mit abend­ländischen Motiven (Kreuz, Wappenschild, Lilie, 1 Medimft l a m * ahväl m > ähär ve mürekkeb ve kjigld bojalari (Sammlung über den Papierglätte, die Tinte und Farben), Hs in Millet( f Ali EmIrt)-Bibliothek No. 1101/2162., Konstantinopel. 2 MedznuTa-* ahväl-» ähär u. s. w. 3 In kleineren Mengen wurde es auch in Konstantinopel erzeugt. Noch heute heissen hier zwei örtlichkeiten KjSgtd­häne c Papierfabrik 5 .

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