Brodarics-emlékkönyv. Egy különleges pártváltás a mohácsi csata után (Budapest, 2011)
Summary / Zusammenfassung
BRODARICS GEDENKBUCH Brodarics Gedenkbuch Ein merkwürdiger Parteiwechsel nach der Schlacht bei Mohács Der Abschiedsbrief des Bischofs von Syrmien, István Brodarics an König Ferdinand I. (18. März 1527, Dévény) Im Jahre 1877 wurde dem Ungarischen Nationalmuseum ein besonderes historisches Dokument aus Deutschland zum Kauf angeboten: der Abschiedsbrief des namhaften Humanisten, Prälaten und Politikers, des Bischofs von Syrmien (1526—1537), später des von Waitzen (1537—1539), István Brodarics (1480?—1539) an den ungarischen König Ferdinand I. von Habsburg (1526—1564). In dem Brief teilt er am 18. März 1527, in der Burg Dévény, an dem Donauufer (heute Devin, Slowakei) auf fünf vollschriebenen Seiten mit alleinständiger Detailierung und Aufrichtigkeit die Gründe seines Parteiwechsels zugunsten des ungarischen Königs Johann Szapolyai I. (1526—1540) mit. Wegen dem hohen Preis der Quelle ging der Kauf nicht in Erfüllung, und das Dokument schien für eine lange Zeit verlorengegangen zu sein. Am Ende 2009 gelang der lateinische Brief wieder nach Ungarn, und das Ungarische Staatsarchiv erkannte sofort seine Bedeutung, so kaufte es im Jahre 2010 das als Nationalschatz zu betrachtende Dokument für eine erhebliche Summe (3 Millionen Forint). Die aus mehreren Gesichtspunkten wertvolle Quelle wird das erste Mal in diesem Band veröffentlicht — sowohl in Facsimile (im Kapitel III/2.), als auch im lateinischen Original (Kapitel III/3.), wie auch in ungarischer Übersetzung (Kapitel III/4.). Der Abschiedsbrief des Bischofs Brodarics gilt als ein Grundtext der ungarischen Politik- und Dteraturgeschichte und der humanistischen Geschichtsschreibung. In der einführenden Kleinmonographie des Bandes stellen Géza Pálffy, der wissenschaftliche Mitarbeiter des Institutes für Geschichte der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, und Péter Kasza literaturliistoriker, Adjunkt der Universität zu Szeged die mehrschichtige Bedeutsamkeit der Quellen dar. Das Kapitel I bemalt dem Ixser den historischen Hintergrund, in dem die Quelle geboren wurde. Erstens wird die im Brief als „unglückliche und Ungeschicke Schlacht“ genannte Niederlage bei Mohács am 29. August 1526 vor (Kapitel 1/1.) angeführt, dann entwirft jenen speziellen Prozess, infolge dessen das Königreich Ungarn 1526—1527 gleichzeitig zwei legitime Herrscher: König Johann I. und König Ferdinand I. hatte (Kapitel 1/2.). Da keiner der beiden Könige fällig war, die Macht des anderen dauerhaft zu schwächen, zog ihr Kampf ab Frühling 1527 für fast anderthalb Jahrzehnte einen verheerenden Bürgerkrieg nach sich, in dem die ungarischen Politiker, die Adeligen und die Städte — entsprechend der aktuellen militärischen Lage, den politischen Machtverhältnissen und den eigenen Interessen — sehr häufig von einem Herrscher zum anderen übergingen (Kapitel 1/3.). Trotz der ständigen Parteiwechsel und trotzdem, dass Johann Szapolyai zum Vasallen der Hohen Pforte wurde (1528), konnten beide Herrscher ilire selbständige Regierung und Verwaltung in Ungarn ausbauen — was in der ungarischen Geschichte ein alleinstehendes Ereignis zu nennen ist (Kapitel 1/4.). Durch die osmanische Eroberung Budas (Ofens) im Jahre 1541 setzte die Aufteilung des spätmittelalterlichen Ungarns in drei Teile dieser Situation ein Ende (Kapitel 1/5.). Da der Abschiedsbrief vom März 1527 jedes wichtige Problem der Epoche berührt, kann mit jedem Recht eines der Grunddokumente der ungarischen Geschichte genannt werden.