Komjáthy Miklós: Protokolle des Gemeinsamen Ministerrates der Österreichisch-Ungarischen Monarchie (1914–1918) (Magyar Országos Levéltár kiadványai, II. Forráskiadványok 10. Budapest, 1966)
Vorwort
VORWORT Im Ungarischen Staatsarchiv wurde bereits zu Beginn der fünfziger Jahre für eine geplante Quellenpublikation »Schriften zur Geschichte des Dualismus« Archivmaterial gesammelt. Im Verlaufe dieser Arbeiten erwog man auch den Plan, die Protokolle der während des Weltkrieges abgehaltenen Sitzungen des gemeinsamen Ministerrates herauszugeben, da diese eine datenreiche, mannigfaltige, farbige aber homogene Quelle bilden, die von vielen Fachleuten auf vielerlei Art benutzt werden kann. Dieser Charakter der Quellenausgaben wurde vom Generaldirektor des Ungarischen Staatsarchivs, Győző Ember, konzipiert, der dann die unzählige Quellenarten umfassende Materialsammlung auf die Proto kolle des ungarischen und des gemeinsamen Ministerrates reduzierte. Das im Haus, Hof und Staatsarchiv verwahrte vollständige Material wurde nach Ein holung der Zustimmung der Leitung des Österreichischen Staatsarchivs auf Filmstreifen aufgenommen. Die vorliegende Ausgabe wurde auf Grund dieser Filme angefertigt. Ihr Erscheinen verzögerte sich hauptsächlich, weil das Absch reiben der auf den Filmstreifen fixierten Protokolltexte infolge kleinerer und größerer technischer Schwierigkeiten nur langsam vonstatten gehen konnte. Während die Protokolle für den Druck vorbereitet wurden, war ich bestrebt, diese Jahre zu benutzen, die Umstände, unter denen diese Protokolle, diese eigen artigen Quellen zustandegekommen waren, eingehender kennenzulernen, dann die Fäden zu suchen, durch die das, diese Protokolle produzierende Regierungsorgan mit dem gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Leben verbunden waren. Das Bestreben, sich der Problematik des dualistischen Staatssystems vom Gesichtspunkt der Hilfswissenschaften zu nähern, erscheint auf den ersten Blick vielleicht ungewohnt. Im Endergebnis dürfte sich aber der Hinweis auf die gesell schaftliche Determination und Wechselwirkung und die Darstellung, wie die Störungen in diesem Amtsapparat zum Untergang der verfallenden Monarchie beigetragen haben, vielleicht als fruchtbare Methode erweisen. In meiner einführenden Studie erscheint die Epoche dieser Protokolle, die Geschichte des Weltkriegs auch als Hintergrund nur in blassen Konturen. In erster Linie habe ich das Funktionieren dieses Regierungsapparates untersucht,