Mitteilungen des K. K. Archivrates 2. (Wien, 1916)

Dr. Andreas Mudrich: Das Salzburger Archivwesen

Das Salzburger Archivwesen. 29 Während der Kriegsunruhen mußte das Archiv wiederholt vor dem Feinde in Sicherheit gebracht werden.1) Im Jahre 1796 wurde es gleich­zeitig mit dem Geheimen Archiv verpackt (in 14 Kisten) und in das domkapitlische Schloß Mauterndorf gebracht, wo es auf dem ehemaligen Getreideboden untergebracht wurde.* 2) Als sich im nächsten Jahre die Feindesgefahr wieder dem Erzstifte näherte, beschloß das Kapitel, sein Archiv mit anderen Wertsachen zu Wasser nach Passau abführen zu lassen. Da aber dieser Weg bei kaiserlichen Ortschaften vorbeiführte, schien er nicht genug sicher; daher erhielt der Syndikatskanzlist Anton Raming den Auftrag, das Archiv und den Domscbatz nebst anderen Pretiosen unter Mitaufsicht des Subkustos Franz Moschee und des Ver­satzamtsschreibers Christian Paurnfeind über Nürnberg nach Erlangen zu bringen.3) Der Domkapitular Anton Willibald Graf von Wolfegg-Waldsee sollte bei der preußischen Gesandtschaft in Regensburg einen Paß für diesen Transport erbitten. Er bestand aus drei Wägen mit 40 Kolli4) und ging von Salzburg über Laufen, Burghausen, Neuötting nach Lauds- hut (18. bis 24. April). Hier erhielt Raming durch Estaffette den Auf­trag, die Wägen nach Mühldorf zurückzuleiten und die Sachen dort in Verwahrung zu geben.5) Kurz darauf (5. Mai) wurden sie nach Salzburg zurückgebracht. Im Juni 1800 erging neuerdings ein Befehl des Kapitels an Raming, das Archiv, das Kirchen- und Kapellensilber des Kapitels, der Dompropstei und des domkapitlischen Spitals nach Mauterndorf zu bringen. Da sich aber die Feindesgefahr bald verzog, unterblieb der Transport. Als sich aber im Dezember die Franzosen Salzburg näherten, setzte das Kapitel gemeinsam mit der Domkustorei, Domdechantei, dem Bischof von Chiemsee, dem Leihhause und der Statthalterschaft die Flüchtung ins Werk.6) Dieser Transport ging bis Klagenfurt, wo er unter der Auf­sicht Ramings, Paurnfeinds und des Priesters Weegler bis Februar 1801 blieb. Dann wurde das Archiv dem Fürstbischöfe von Gurk anvertraut und der Domschatz und das Kirchensilber, von dem man einen Teil zur Deckung der Kriegskontribution verwenden wollte, nach Salzburg V) Vgl. s. 12 *) Domkapitel II, 5, Aa. 3) Doink.-Prot. 1797, f. 864 ff. *) Acht Kisten gehörten dem Domkapitel, sieben der Domkustorei, drei der Domdechantei, sechs dem Kloster Nonnberg, vier dem Leihhause, fünf dem Konsisto­rium, drei dem Bischof von Chiemsee, eine der Landschaft und vier mehreren Privaten. Die Gesamtkosten betrugen 1788 fl., von denen das Kapitel 375 fl., die Domkustorei 417 fl. zu tragen hatte. 5) Domk.-Prot. 1797, f. 934 ff. 6) Domkapitel II, 5, Cc.

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