Mitteilungen des K. K. Archivrates 2. (Wien, 1916)

Dr. Andreas Mudrich: Das Salzburger Archivwesen

Das Salzburger Arehivwesen. 27 Diese Bestände entstammten hauptsächlich dem 17., aber auch dem 16. Jahrhundert. Mitten unter ihnen befanden sich jedoch auch 25 »Faszikel« päpstlicher Bullen, die ohne Zeitangabe nur summarisch genannt sind, und einige kaiserliche Schutzbriefe aus der älteren Zeit.1) Die wenigen Nachträge reichen bis zirka 1750. Zur Sicherung gegen Feuersgefahr wurden die Archivfenster mit eisernen Balken versehen.2) Ein Dezennium später (1696) wurde die Registrierungsarbeit wieder aufgenommen. Die in der Syndikatskanzlei angehäuften Akten und Ur­kunden des Syndikats, Rentamtes und Urbargerichts wurden in die neu­erbaute Kanzlei im zweiten Stocke des Kapitelhauses übertragen und da­selbst vom Syndikatsschreiber Georg Knoll geordnet und beschrieben.3) Auch dieses »Inventarium« ist uns erhalten.4) Es enthält Archivalien von zirka 1600 bis 1718 und einige aus der späteren Zeit bis 1732. Sie betreffen die gesamten domkapitlischen Angelegenheiten. Seine leider ganz unsystematische Einteilung der Materien blieb auch in der Folge aufrecht. Wie aus dem Gesagten ersichtlich ist, bestand für das Archiv kein Gesamtrepertorium nach einem einheitlichen Plane. Dieser Mangel machte sich besonders fühlbar, wenn das Domkapitel in Prozesse mit dem Erzbischof verwickelt wurde und seine Ansprüche auf Original­urkunden stützen wollte. Als im Jahre 1738 ein solcher Fall wieder eintrat, sah sich das Domkapitel gezwungen, den damaligen Professor an der Salzburger Universität und vielseitigen Gelehrten P. Anselm Desing mit der Durchforschung des Archivs zu betrauen, da der kapitlisehe Sekretär mit vielen Relationen überlastet war und die Gravamina zu deduzieren hatte.5) Zugleich wurde der Syndikatsschreiber Christian Pergier mit der Einrichtung der Registratur beauftragt, die jedoch, wie es scheint, unterblieb. Nach einem halben Jahrhundert (nach dem Tode des Registrators Poiger, 1787) war das Archiv und die Registratur besonders während des Akzisprozesses 1778—1785 wieder in größte Unordnung geraten. 1) In der 18. Lade befand sieb »ein altes Libell, darinnen verschiedene alte kais. Privilegien und andere Brief copiert zu finden«, vielleicht das oben (S. 55) er­wähnte Kopialbuch aus dem 14. Jahrhundert. Es wurde der Kanzlei überlassen, »cum originalia iam hie comprehendantur«. Die Traditionskodizes des Domkapitels sind weder in diesem Repertorium, noch in dem vom Jahre 1635 verzeichnet, ebensowenig die Kodizes der Erzbischöfe, welche merkwürdigerweise auch in Verwahrung des Kapitels waren. Alle diese Bücher waren wohl der Bibliothek eingereiht. •) Domk.-Prot. 1682, f. 127. 3) Ebenda 1697, f. 389. *) Archiv, XI, 112. 5) Domk.-Prot. 1738, f. 856; 1024. — Vgl. auch Zauner. Verzeichnis aller akademischen Professoren von Salzburg, 1813, S. 23 ff. Desing beschäftigte sieh haupt­sächlich mit der Domkapitelbibliothek, für die er einen Katalog der daselbst befind­lichen Handschriften anfertigte. Ein Archivrepertorium hat er nicht verfaßt.

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