Mitteilungen des K. K. Archivrates 2. (Wien, 1916)

Dr. Andreas Mudrich: Das Salzburger Archivwesen

Das Salzburger Archivwesen. 19 für die Auswahl dienten zwei auf Grund des Repertoriums in der Hof- und Staatskanzlei angefertigte Verzeichnisse.1) Der Hofkanzler Freiherr v. Bleul schätzte in seinem von Knechtl verfaßten Berichte2) die Zahl der Salzburger Urkunden auf 8000, die der Berchtesgadner auf 300. Durch die häufigen Flüchtungen waren sie in solche Unordnung gekommen, daß man lieber zu Kleimayrns Juvavia als zu den Originalen griff. Das chronologische Verzeichnis der Urkunden umfaßte erst den dritten Teil derselben und für die Geheime Registratur lagen nur die von Knechtl begonnenen Spezialrepertorien über die neueren Akten (von 1799 an) vor. Die Eichstätter Urkunden hatte Emmert, die Berchtesgadner Kneehtl vollständig verzeichnet. Nach sechs Wochen (14. Juni) war der Auftrag vollzogen; das Geheime Archiv verpackt.3) Emmert und Bleul befürworteten den Trans­port auf der Achse, da er sicherer und kürzer (nur 10 Tage) sei als der auf dem WTasser, und das Verbleiben der Geheimen Registratur in Salz­burg; aber keiner der beiden Anträge drang durch. Schon am 16. Juli kam von Wien der Auftrag, daß mit dem Salzburger Geheimen Archiv auch das Berchtesgadner und alle übrigen für die Hof- und Staatskanzlei und die anderen Hofstellen nötigen Akten der Salzburger Staatsministerial-, Staatsrats- und Geheimen Hofkanzlei abgehen und daher auch von dem ehemaligen Berchtesgadner Archivar Knechtl begleitet werden sollen. Am 30. Juli 1806 ging der erste Transport in 58 Kisten, die 225 Zentner wogen, auf dem Wasser nach Wien ab. Die Kisten Nr. 1 bis 49 ent­hielten das Geheime Archiv, Nr. 50 bis 55 das Berchtesgadner, Nr. 56 Teile der beiden Archive und Nr. 57 bis 58 das domkapitlische Archiv (zirka 12 Zentner). Ein Verzeichnis dieser Arehivalien liegt nicht vor. Dem Schiffmeister wurde als Frachtlohn 1 fl. 52V2 kr- per Zentner zu­gesichert. Die Archivare Emmert und Knechtl und der Kanzlist Estiinger begleiteten den Transport nach Wien. Am 4. August langten sie in Nußdorf an, wo sie anlegen mußten, bis sie am nächsten Tage die Er­laubnis erhielten, bis an die Stadt zu fahren. Die fünf Schiffsleute mußten in Wien vier Tage warten, da für die angekommenen Archivalien kein Raum vorbereitet war, bis sie provisorisch in dem ehemaligen mailän­dischen oder niederländischen Kanzleigebäude deponiert werden konnten. Nach einigen Wochen (30. September) wurde Knechtl nach Salz­burg zurückgesendet, um die Angelegenheiten seiner und Emmerts Familie zu ordnen und die zurückgebliebenen Archivsakten, Handschriften und Druckwerke, auch die Kupferplatten des Hortus Eichstättensis (noch 0 Hofkomm. I, 60. 3) Hofkanzlei XLV, 3, h. 3) Hofkomm. I, 60. 2*

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