Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 8. (Dritte Folge, 1914)
Tagebuch des Prinzen Eugen von Savoyen über den Streifzug nach Sarajevo im Jahre 1697. Mitgeteilt von Hauptmann Zitterhofer
18 Zitterlioíe r. werden. Der Marsch ist ebenso lang wie der gestrige. Eine Stunde lang führt eine schöne Straße längs der Bosna, dann entfernt man sich vom Fluß und gelangt zu einem Engpaß, der eine gute Stunde lang ist. Es führen jedoch zwei Straßen über das Gebirge und dann schlängelt sich eine schöne Straße über drei Anhöhen bis zur Stadt: auf diesen Anhöhen kann man fast in Schlachtordnung marschieren. Dort wo wir marschierten, befanden sich nur kleine Berge, rechts von der Stadt liegt aber ein schönes Tal, durch welches ein Bach hindurchfließt. Auf der andern Seite erhebt sich, am Ausgange der Stadt, auf einem Felsen ein Kastell, in welches sich der Feind zurückgezogen hat. Am 24. blieb ich bei Serail [Sarajevo]. Wir ließen die Stadt nebst der ganzen Umgebung in Flammen aufgehen1). Unsere Streif korps, welche dieFeinde verfolgten, brachtenBente und viele Frauen und Kinder zurück, nachdem sie mehrere Türken getötet hatten. Die Christen kommen scharenweise zu uns und bitten um die Erlaubnis, mit ihren Habseligkeiten ins Lager kommen zu dürfen, da sie das Land verlassen und uns folgen wollen. Ich hoffe auch, alle Christen, die sich im Lande befinden, über die Save führen zu können. ‘) Da die Abgesandten des Prinzen tagsvorlier von den Verteidigern der Stadt verräterisch überfallen worden waren, konnte von Schonung nicht mehr die Rede sein. Die Stadt wurde den Soldaten zur Plünderung überlassen, wobei ihnen wahrscheinlich auch der Taslihan, das steinerne Haus, der Sitz der Kaufleute für Teppiche und Wollwaren, zum Opfer fiel. Obwohl die Türken schon vieles in Sicherheit gebracht hatten, blieb immer noch eine große Menge Kaufmannsgüter zurück. Ohne ausdrücklichen Befehl sollte kein Brand gelegt werden, trotzdem brach am Abend Feuer aus, das die Stadt einäscherte. Hiebei brannte die Kaiser- Moschee nieder, während die Begova Dzamija widerstand. Das Kastell mit seiner zirka 150 Mann zählenden Besatzung konnte nicht eingenommen werden, da der Prinz die Artillerie bei Zenica hatte zurücklassen müssen. Nach dem großen Brande vom Jahre 1697 soll die Stadt Sarajevo in ihrer heutigen Gestalt unter A1 i Pascha S k o p 1 j a k, dem Bosnier, 1729, nach anderen von Ru st an Pascha Opukovic oder von Mehmed Pascha .Kuk a v i c a, der um die Mitte des 18. Jahrhunderts Wali von Bosnien war, erbaut worden sein. (Paldus, Sarajevo. Ein Beitrag zur geschichtlichen Entwicklung der Stadt: Wiener Zeitung Nr. 182 vom 11. August 1909.)