Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 8. (Dritte Folge, 1914)

Major Paldus: Zwischen Elbe und Riesengebirge. Die Kämpfe der 2. leichten Division in Böhmen 1813

124 Pal du s. geben’’. „Man kann sich nicht verhehlen,” schrieb der Kaiser seinem Bruder, „daß Sie sich bei der gegenwärtigen Sachlage auf keinen Westfalen mein- verlassen können1).” Auch sonst schüttete der Kaiser über die Fahnen­flüchtigen das Vollmaß seines Zornes aus. Die westfälischen Standarten wurden zu Ziegenhain öffentlich verbrannt, die Verwandten Hammersteins, unter ihnen auch sein beim König als Generaladjutant fungierender Bruder, entlassen. Die Armeebefehle und Kundmachungen im Moniteur über­boten sich, die Tat der Westfalen als eine schändliche Ver­räterei zu brandmarken2). Die Verstärkung, die dem österreichischen Heere mit dem Übertritt der Westfalen zukam. war gewiß nicht nennens­wert ; um so mehr aber fiel die moralische Seite des Er­eignisses ins Gewicht. Das Beispiel, das die Söhne der roten Erde mit ihrem Abfall gaben, konnte nicht ohne Nachahmung bleiben und fand sie auch in den nächsten Monaten öfter, bis endlich auf dem Schlachtfeld bei Leipzig die letzten deutschen Soldaten vor den Augen des Kaisers ins gegnerische Lager hinübergingen8). Die von Neipperg geplanten kleinen Unternehmungen, die den Feind in Atem halten sollten, leitete schon am 23> ein erfolgreicher Kampf bei Reichenberg ein. Die rege Tätig­keit der Streifkommandos, Rtm. P i c k 1 von Kaiser-Husaren von der Gablonzer und Rtm. Graf Blankenstein von Blankenstein-Husaren von der Röchlitzer Seite aus, hatte den Feind bei Reichenberg stark beunruhigt. Besonders in der Nacht wetteiferten Jäger und Husaren in Streifungen, die das französische Lager alarmierten. Diese Rührigkeit und wohl auch die Nachricht, daß sich bei Liebenau und Marscho- witz stärkere Kräfte befänden, beunruhigten den BG. Bruno sehr. Schon in der Nacht zum 23. richtete er an den Mai­schall V i c t o r die Meldung, er befürchte, daß am nächsten ') Correspondance, XXYI, Nr. 20.456. äi Moniteur 1813, Nr. 247, 268. 3) Vergl. Pfister, Im Lager des Rheinbundes, 315. Es ist übrigens bezeichnend, daß Neipperg meldete, die Westfäler hätten ver­sichert, daß, sobald erst Franz I. wieder zum Deutschen Kaiser aus- gerufen würde, kein einziger ihrer Brüder bei den Franzosen bliebe.

Next

/
Oldalképek
Tartalom