Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 7. (Dritte Folge, 1911)
Hauptmann Bartsch: Zur Psychologie des Vaters Ferdinands von Schill
Zur Psychologie des Vaters Ferdinands von Schill. 35 seine Kundschafter in Kalisch und Posen alle jene polnischen Magnaten zu kennen, die einem Aufstand gegen Österreich zugeneigt wären. Er bitte dringlichst um 300 Mann, um alle zugleich aufzuheben. „Gegen diese Nation muß man alle Schonung auf die Seite setzen und mit der größten Schärfe gegen sie verfahren,” dozierte er. Der ruhige Prinz berücksichtigte diesen Vorschlag ebensowenig, als einen anderen, der vom 24. Mai datiert und zu charakteristisch für den alten Hitzkopf ist, um nicht hieher gesetzt zu werdenx): „Euere Königliche Hoheit haben mir aufgetragen, Nachrichten aus Hannover, Elessen, Braunschweig und Westfalen einzuziehen. Dort ist alles in voller Gährung und fehlt weiter nichts, als daß nur was hinkommt, wo sich die Nation dran anschließen kann. Mein Sohn, der mit seinem ganzen Korps aus Berlin deserteurt ist, war schon in Westfalen angekommen, und haben sich auch schon viele an ihnen angeschlossen, da er aber nur höchstens mit 2000 Mann aus Berlin weggegangen ist, so ist es doch viel zu wenig, daß er damit die ganze Revolution bewürben kann. Der König hat ihn auch cas- siren lassen und nach anderen Nachrichten sollen ihn die Engländer zum General ernannt haben; ein Beweis, wie sehr der König in Furcht ist und daß dieses blos durch den englischen Hof bewürbet worden ist2). Erlauben Euere Königliche Hoheit, daß ich hierüber meine Gedanken sagen kann: Wird diese Revolution unterstützt, daß es zum allgemeinen Ausbruch kommt, so ist das der völlige Untergang von B onap art und er ist nicht imstande, diese Revolution zu dämpfen. Denn Holland schlägt sich gleich darzu und Brabant das nämliche. !) K. A., H. K. E. 1809, 7. Korps, V, 21. 2) Nach diesem Ausspruch ergibt sich die Unrichtigkeit der Behauptung, daß Ferdinand von Schill, der nach ganz unhaltbaren Vermutungen durch den österreichischen Hof zum Losbruch gereizt worden sein soll, mit den leitenden Kreisen der österreichischen Politik durch seinen Vater in Verbindung gestanden wäre. Letzterer hätte sich bei seinen späteren Anklagen über Vernachlässigung niemals den dankbaren Vorwurf entgehen lassen, man habe ihn vuicl seinen Sohn zuerst benützt und. dann fallen gelassen.