Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 7. (Dritte Folge, 1911)

Hauptmann Bartsch: Zur Psychologie des Vaters Ferdinands von Schill

36 Bartsch. Euere Königliche Hoheit können Polen nicht zu ge­schwind verlassen, um dahin zu marschieren und die Revo­lution zu unterstützen und die höchste Notwendigkeit erfordert, daß die Revolution zum völligen und allgemeinen Ausbruch bewürkt wird. Sollten aber Euere Königliche Hoheit mir nur 2000 Mann geben, Infanterie und Kavallerie, so würde ich dorthin marschieren und würde meinen Marsch durch Sachsen nehmen, und bis ich hinkomme habe ich schon 3 bis 4000 Mann angeworben, die mitmarschieren. Dieses würde nun durch alle Provinzen frischen Muth erwecken: »und heute sind auch österreichische Truppen an­gekommen« dadurch würde dann der allgemeine Aufstand ganz gewiß bewürkt. England würde hier tätig genug sein, Waffen und Munition anbei zu schaffen. Nehmen Euere Königliche Hoheit meinen Vortrag gnädig auf. Es geschieht aus wahrem Eifer für das Interesse des Hauses Oesterreichs, weil ich mich ganz überzeuge, daß ich in diesem Augenblicke, bei diesem Zeitpunkt, die aller­wenigsten und nützlichsten Dienste leisten kann. Ich er­sterbe mit dem submissesten Respekt Euer Königlichen Hoheit ganz gehorsamster Knecht von Schill, Obristlieutenant.” Dieser Brandbrief besagt also, daß Schill dem Erz­herzog zumutet, zehn Prozent von den ohnedies mehr als kärglich zugemessenen Truppen in die neutralen preußischen Länder und norddeutschen Hansebezirke zu werfen, um damit in Freundes- und Feindesland offenkundige, eigenmächtige Revolution aufzurufen. Zu diesem moralisch gar nicht ein­wandfreien, organisatorisch nicht im mindesten bedachten und agitatorisch gänzlich unvorbereiteten, tollen Marsch sollte als Führer der greisenhaft alte Schill bestellt werden, ein Mann, der sein Leben durch kein anderes Verdienst vergoldet hatte als durch das, einem berühmten Sohne den Namen und allerdings auch das unbedachte Temperament gegeben zu haben. Es scheint, daß der Erzherzog dergleichen stets neu auftauchende Pläne' immer nur mit der Mahnung beant­wortete, die vertragsmäßige Anwerbung des Freikorps doch

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