Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 7. (Dritte Folge, 1911)

Hauptmann Bartsch: Zur Psychologie des Vaters Ferdinands von Schill

Zur Psychologie des Vaters Ferdinands von Schill. 27 Johann Georg Schill ist nach preußischen Daten1) am 4. Jänner 1736 zu Tschelief bei Teplitz in Böhmen geboren. Schon dieser .Nachricht widersprechen die öster­reichischen Quellen, denn nach seinen eigenen Angaben wurde er 1738 in Pilsen geboren2). Er und seine Gattin waren katholischen Bekenntnisses; seine Kinder scheint der alte Schill nach dem jeweiligen Brauche jenes Landes g’etauft zu haben, dem er seine Dienste widmete, denn Ferdinand von Schill wurde „nach Evangelischer Weise” getauft, die in Österreich geborenen Kinder zweiter Ehe wurden der katho­lischen Kirche überantwortet. Da Johann Georg Schill bei seinem sehr späten Wieder­eintritt in österreichische Dienste als Ereischarenführer 1809 ein Interesse hatte, von seinen dreiundsiebzig Lebensjahren etwas abzukürzen, so dürfte wohl die erstere Angabe seines Geburtsjahres, also 1736, die richtige sein. Schill trat nach der Mitte der Fünfzigerjahre des 18. Jahrhunderts, wahrscheinlich 1754, in die österreichische Armee ein und gehörte dem Husarenregiment Esterházy Nr. 3 an. Mit dieser aus preußischen Quellen erflossenen Nachricht stimmt Schills eigene Angabe, daß er bei „Blankenstein- Husaren” gedient habe, überein, denn zur Zeit, in der diese Notiz zu Protokoll gegeben wurde, führte das Regiment den Namen Blankenstein. Aber schon hier begegnet die zweite Entstellung, deren das Leben Johann Georgs so viele auf­weist, daß man geneigt sein könnte, ihn für einen Ge­wohnheitslügner zu halten. S chill führte an, als Kadett bei dem Husarenregiment gedient zu haben; nun gab es bei der Kavallerie solche erst einige Jahre später und in den uns zu großem Teil erhaltenen Musterlisten des Truppen­körpers findet sich Schills Name ebensowenig wie in sonstigen Kavallerieregimentern und anderen Formationen, die zwischen 1750 und 1765 den Namen Esterházy führten Offizier wurde Schill in der österreichischen Armee nicht. Auch unter den Listen von Deserteuren erscheint er nicht und so ist anzunehmen, daß er freiwillig als Husar in ') Binder-JKriegelstein, Ferdinand von Schill, 273 ff. 21 K. A., H. K. ß. Pensionsprotokoll.

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