Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 7. (Dritte Folge, 1911)
Die Division Jellačić im Mai 1809. Quellenkritische Studie von Hauptmann des Generalstabskorps Wilhelm Wachtel
Die Division Jellacic im Mai 1809. 155 Übergänge: ,,Ich sollte nicht denken, daß der Gang der Operationen die Verteidigung aller dieser erfordern könnte.” Demgemäß erklärte er sieh auch mit der ihm gemeldeten Stellung der Division am Rande des Pongaus einverstanden und wies bezüglich Verteidigung der Zugänge in den Pinzgau und in das obere Ennstal nur auf die Verwendung der Landwehr und der aufgebotenen Bevölkerung hin; wohl überschätzte er hiebei Zahl und Widerstandskraft dieser beiden Volksaufgebote beträchtlich. Von Bedeutung ist in diesem Befehl und einem weiteren vom 11. Mai1) noch der Hinweis darauf, das Erzherzog Johann sich mit dem Gros seiner Truppen nach der am meisten bedrohten Stelle, gegebenenfalls auch zur Gruppe Jellacié wenden werde2). Der letztgenannte Befehl betont besonders, daß Jellacic seine Truppen möglichst beisammen das weitreichende Eingehen in Einzelheiten gegenüber einem selbständigen Divisionskommando auffallend. Was die obersten Kommandanten damaliger Zeit zu einer so detaillierten Befehlgebung veranlaßte, ja oft direkt bemüßigte, war der Mangel authentischer, alle militärisch belangreichen Geländeeinzelheiten wiedergebender, einheitlicher Karten in den Händen ihrer Unterführer. 1809 verfügten die österreichischen Armeeführer anscheinend über die trefflich geschriebenen und gezeichneten Elaborate der mehrfach erwähnten vom Generalstab 1800 bis 1809 durchgeführten Landesaufnahme und -beschreibung. Diese befähigten sie zu einer Beurteilung des Geländes, wie sie den Unterführern meist unmöglich war. Die Besorgnis nun, ein Unterführer könnte eine Aufgabe lediglich aus ungenügender Kenntnis des Geländes fehlerhaft lösen und die Unmöglichkeit ihm diese Kenntnis anders zu vermitteln, führte dazu, so eingehende Befehle selbst auf die Gefahr hin zu erteilen, daß sie stellenweise eher hemmend als fördernd wirkten. Ganz besonders lag diese Veranlassung zur Regelung aller Einzelheiten dann vor, wenn der Unterführer, wie hier J ellacic, zur Tätigkeit im Gebirge berufen war, wo das Gelände eine weit einflußreichere Rolle spielt, denn anderwärts. Es erschien um so belangreicher, hier auf diese Verhältnisse hinzuweisen, als unserer, bezüglich Karten und deren Kriegsverwendung so verwöhnten Generation hei Betrachtung früherer Feldzüge die damalige Bedeutung der Karten leicht entgeht. ') Im Wortlaut Anhang VIII. 2) Einen solchen Vorstoß über Gmünd - Tweng - Radstadt unter Festhaltung der Stellung von Villach ziehen auch schon die angeführten Landesbeschreibungselaborate Innerösterreichs in Erwägung.