Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 7. (Dritte Folge, 1911)

Die Division Jellačić im Mai 1809. Quellenkritische Studie von Hauptmann des Generalstabskorps Wilhelm Wachtel

Die Division Jellacic im Mai 1809. 119 in Radstadt aufgestellt. Ein Kavalleriezug war für den Ver­bindungsdienst bei den einzelnen Gruppen aufgeteilt. Während die Truppen in die ihnen zugewiesenen Auf­stellungen abrückten, blieb das Divisionskommando am 1. Mai noch in Werfen und richtete an die Bevölkerung, besonders an die Bergschützen, einen Aufruf, die Truppen bei der Verteidigung der Gebirge zu unterstützen1). Gleichzeitig hatte jedoch Lefebvre eine Reihe von Proklamationen erlassen2), in denen er bekannt gab, daß das Herzogtum Salzburg nie wieder unter Habsburgs Zepter kommen und vorläufig durch eine neu eingesetzte Administrationskommission im Namen Napoleons verwaltet werde; strenge Strafen wurden selbst auf das weitere Ver­bleiben bei der Landwehr gesetzt3). Durch all dies abge­schreckt, folgten zunächst, besonders in dem unmittelbar bedrohten Pongau, nur wenige Gebirgsbewohner dem Aufgebot des EML. Jellacic4), darunter die nachher als Führer des Landsturmes so rühmlich bekannt gewordenen Josef S t ruber6) und Peter Sieberer. Diese wenigen leisteten als ortskundige Führer und Kundschafter den Truppen im Gebirge treffliche Dienste. Der Unterstützung durch die Bevölkerung ist es wohl zu verdanken, daß Jellacic manche Kunde über die Bewegungen des Gegners erhielt. So liefen schon am 1. Mai mittags beim Divisionskom- *) *) Originaljournal 1. Mai. 2) Die Proklamation über Regelung der Landesverwaltung im Wortlaut bei Maretich, Struber, 109, eine zweite im Anhang III. Diese Proklamationen bildeten die stellenweise fast wörtliche Wiedergabe der Befehle Napoleons an Lefebvre vom 29. und 30. April (Saski, III, 70, 86). Bemerkenswert ist, daß sie gleich den weiteren von Lefebvre veranlaßtenKundmaehungen der Administrationskommission vielfach auch zu den von den Österreichern besetzten Pfleggerichten des Pongaus (Maretich, Struber, 28) und so zur Kenntnis des FML. J ellacid gelangten. (Originaljournal 3. Mai.) 3) Welchen Eindruck diese Proklamationen besonders auf die politischen Beamten ausübten, zeigt z. B., daß die Pfleger von Abtenau und Saalfelden die österreichischen Wappen entfernen ließen, obwohl doch kein feindlicher Soldat in dem ganzen Pfleggericht war. (Original- journal 3. Mai.) 4) Operationsjournal 1. Mai; Maretich, Struber, 7, 36. 6) Der Besitzer des Gasthauses Stegenwald.

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