Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs - Supplement. Erzherzog Johanns "Feldzugserzählung" 1809 (1909)
I. Kapitel (Vorgeschichte des Krieges)
4 Hoffnung- der Wiederherstellung eines Staates zu benehmen, vereint mit Preußen und Rußland zu trachten, das politische Gleichgewicht wieder herzustellen. Diese Sprache wurde bis nach der Schlacht bei Eylau geführt, die am 8. Hornung 1807 vorfiel; dieser Vorschlag mochte vielen einleuchten, doch erforderte dessen Ausführung schnellen Entschluß und Tätigkeit und dazu hatte man keine Kraft noch Lust; man sah die richtige Einsicht an und sprach viel darüber, so daß natürlich das Ganze kein Geheimnis bleiben konnte; man verstärkte das Beobachtungskoi-ps, allein unbeträchtlich und statt zu handeln und von der Überzeugung auszugehen, daß nur ein reges Zusammenhalten der Mächte retten könne, folglich alle geschehenen Unbilden auf die Zeit allgemeiner Gefahr zu vergessen wären, zeigte man sogar Schadenfreude über Preußens Erniedrigung, freute sich, wenn blutige Gefechte vorfielen, gleichviel für wen sie ausschlugen, nur daß alle geschwächt wurden, war, was man wünschte. Dem Adjutanten des Königs von Preußen, Götzen, der die Öffnung der noch zu besetzenden Festungen versprach, wenn man handeln wollte, den Anträgen Rußlands setzte man Äußerungen über die Ohnmacht, in der man sich durch den letzten Krieg versetzt befinde, und vergaß, daß Napoleon ganz wohl wisse, wie man denke und er gewiß diesen gehabten üblen Willen, ungeachtet es an Kraft gebrach ihn auszuführen, nicht vergessen werde. Der Krieg wird in Polen fortgeführt, ein neuer Feind erklärt sich gegen Rußland schon am 5. Januar: die Pforte. Österreich versuchte anfangs April die Mediation zu einem Frieden, allein der Antrag wurde abgelehnt; es scheint aber auch, daß ersteres nicht mit jenem Nachdrucke und Ernste geschah, als es hätte sollen. Am 14. Januar geschah die blutige Schlacht bei Friedland und der Rückzug der Russen hinter den Niemen, am 4. Juli der Friede bei Tilsit. Preußen mußte für diesen Krieg büßen, zu einer Macht dritten Ranges zieht man sich in die österreichischen Festungen oder nach Olmütz zurück und läßt sich in nichts ein, die Russen und Preußen werden dann folgen und so er in eine mißliche Lage geraten; als man zuletzt nichts mehr entgegensetzen konnte, geschah wie gewöhnlich, man sagte gar nichts mehr und brach die Unterredungen kurz ab.