Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs - Supplement. Erzherzog Johanns "Feldzugserzählung" 1809 (1909)

VIII Seither hat indessen Zwiedinek-Südenhorst in seinem, mit Genehmigung des Grafen von Meran heraus­gegebenen Werke diese unterdrückten Stellen veröffentlicht, getreu dem heute schon allgemein geltenden Grundsatz, daß die Eindrücke eines Augenzeugen jener großen Zeit Gemein­gut werden müssen, und vor allem dem Historiker nicht vorenthalten werden dürfen. Ich möchte fast sagen, daß in diesen persönlichen Wahrnehmungen, in den eingestreuten Bemerkungen der Hauptwert, gewiß aber der Hauptreiz der Publikation liegt — in diesen Urteilen über Personen, die der hohe Autor gekannt, mit denen er gearbeitet hatte. Daß ihm seine Kenntnis der Verhältnisse bei Hof sehr zu statten kam, ist selbstverständlich und es erfahren dem­gemäß die Beziehungen zum Kaiser, die politische Stellung der Kaiserin und der Mitglieder des Kaiserhauses, die Ein­flüsse und Einwirkungen der verschiedenen Machthaber, kurze, blitzartige, aber oft sehr treffende Beleuchtung. Das Urteil erscheint wohl manchmal übertrieben hart und schonungslos, auch darf nicht vergessen werden, daß der Erzherzog an allen Angelegenheiten zu sehr beteiligt war, um vollständige Objektivität bewahren zu können. Es finden sich verschiedene sehr scharfe Ausfälle gegen Per­sonen, wie gegen das System der Regierung: möglicher­weise Ausflüsse eines nicht voll befriedigten Ehrgeizes, doch konnten diese gegen die Veröffentlichung der Feldzugs­erzählung um so weniger Bedenken erregen, als gerade sie, teils durch H o r m a y r, teils, wie schon erwähnt, durch Zwiedinek-Südenhorst, bereits der Allgemeinheit be­kannt g-emacht wurden. Die Darstellung der kriegerischen Ereignisse gibt ein sehr übersichtliches Bild des denkwürdigen Feldzuges in Italien, Innerösterreich und Ungarn. Die Niederschrift des Memoirenwerkes unmittelbar nach Beendigung des Krieges, unter dem frischen Eindruck des Erlebten, gibt ihm den hohen Wert der Ursprünglichkeit, wenn auch Irrtümer unvermeidlich sind. Die Erinnerung ist eine unverläßliche Stütze, gar vieles verschiebt sich im rückschauenden Geiste unter dem Eindruck der späteren Vorfallenheiten, der

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