Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs - Supplement. Erzherzog Johanns "Feldzugserzählung" 1809 (1909)

IX Mangel an Quellen über die Massenheere des Gegners macht sich fühlbar. Ist doch auch jede historische Arbeit innerhalb der durch unwiderlegliche Tatsachen gezogenen Grenzen nur relativ richtig. Das meist unvollständige Aktenmaterial läßt Lücken, die von den Autoren nur mit einem gewissen Grade von Wahrscheinlichkeit ausgefüllt werden können, den über­lieferten Schriftstücken selbst ist nicht unbedingt zu trauen und jeder neue Fund vermag die Tatsachen in eine ganz andere Beleuchtung zu rücken und in der Geschichte bereits feststehende Wahrheiten als Legenden erscheinen zu lassen. Es darf somit kein Befremden erregen, wenn manche .Stellen der Feldzugserzählung durch die mit weit besseren Hilfsmitteln arbeitende spätere Forschung eine Berichtigung erfahren und die Tatsache in der neuesten Bearbeitung des Krieges 1809, in dem vom k. und k. Kriegsarchiv heraus­gegebenen Werke, von dem bisher drei Bände vorliegen1), vielfach in neuer, anderer Beleuchtung als seinerzeit dem Erzherzog Johann erscheinen. Dies benimmt jedoch der Feldzugserzählung keineswegs ihren Wert, sie muß dem Historiker wie alle Memoirenwerke willkommen sein, welche die Geschichtsschreibung längst nicht mehr zur Ergänzung des Aktenmaterials missen kann. Richtig benützt, bildet sie eine reiche Fundgrube über Vorgänge, die gleichsam zwischen den amtlichen Schrift­stücken liegen und deren Kenntnis uns sonst für immer verborgen bliebe. Das gegenüber Memoirenwerken im allgemeinen ge­botene Mißtrauen wird in diesem Falle vielleicht noch in erhöhtem Maße am Platze sein, da der Erzherzog begreiflicher­weise bemüht ist, seine Kriegführung zu verteidigen, die schon damals und auch in der Folge wiederholt heftig an­gegriffen worden ist. Ein Feldherr in des Wortes schönster Bedeutung, be­günstigt vom Glück, war der Führer der innerösterreichischen Armee im Jahre 1809 nun gewiß nicht — dagegen sprechen die Tatsachen dieses Feldzuges. *) I. Band, von Mayerhoffer, Criste: Regensburg; II. Band, von Hoen, Veltzé: Italien; III. Band, von Hoen, von Mayerhoffer, Kerchnawe: Neumarkt, Ebelsberg, Wien.

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