Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 6. (Dritte Folge, 1909)

Major Czeike: Die Cernierung und Erstürmung Wiens im Oktober 1848

Cernierung und Erstürmung Wiens 1848. 393 Geschützfeuer zur Einschießung des Burg- und Kärntner­tores aus allen Batterien wieder aufzunehmen. Durch dasselbe wurden die Insurgenten zwar von den Stadtwällen größten­teils vertrieben und unterhielten nur mehr ein schwaches Ge­schütz- und Gewehrfeuer, doch war, bei dem entscheidenden Übergewicht der zügellosen Proletarier, eine Kapitulation der Stadt nicht so bald zu erhoffen. Die Hofburg mit ihren National- und Kunstschätzen befand sich in der größten Gefahr ein Kaub der Flammen oder der Plünderung durch das entfesselte Proletariat zu werden, wenn sie nicht von den kaiserlichen Truppen be­setzt wurde. Zudem erschwerte das eigene Geschützfeuer jeden etwaigen Löschungsversuch und verhinderte eine allen- fallsige Verständigung mit den gutgesinnten Nationalgarden in der Hofburg; überdies war die Möglichkeit vorhanden, sich der Tore etwa durch eine Überrumplung zu bemächtigen, nachdem ein Torflügel, durch welchen kurz vorher noch Parla­mentäre passierten, nicht verbarrikadiert war und daher von innen leicht geöffnet werden konnte. In Erwägung dieser Umstände, machte Generalstabs­hauptmann Kálik1) dem FML. Hartlieb und dem Obersten Fürst J ablono wski, nachdenrsein eigener Chef FML. Csorich sich in diesem Moment bei der Brigade Sanchez befand, den Vorschlag zur unverweilten Bildung einer Sturmkolonne gegen das Burgtor, die nach wiederholten Vorstellungen und Bemühungen auch erfolgte2). *) Erhielt den Orden der Eisernen Krone 3. Klasse. (K. A., Belohnungsanträge 1848, 1, 2.) 2) HauptmannKalik hat über die Operationen der Division Csorich vom 12. Oktober bis 1. November 1818 ein Operationsjournal geführt, welches von ihm am 18. November 1848 abgeschlossen wurde. Dieses Original enthält die Begebenheiten jener denkwürdigen Tage nur flüchtig skizziert und ist im Jahre 1848 dem Kriegsarchiv übergeben worden. (K. A., F. A. 1848, Cernierung Wiens, XIII, ad 33.) Detailliert hierüber berichtet derselbe in einem eigenhändig ge­schriebenen und unterfertigten zweiten Operationstagebuch aus der Kriegsepoche vom 6. Oktober bis 1. November 1848, das aber im No­vember 1849 abgeschlossen erscheint. (K. A., F. A. 1848, Cernierung Wiens, XIII, 33.) In letzterem Tagebuch schildert Kálik die Ereignisse nach­stehend :

Next

/
Oldalképek
Tartalom