Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 6. (Dritte Folge, 1909)

Major Czeike: Die Cernierung und Erstürmung Wiens im Oktober 1848

394 C z e i k e. „In dieser Erwägung verfügte sich Schreiber dieses zum FML. „Hartlieb, welcher zunächst des Burgtores bei 2 Bataillone zur Ver­fügung hatte und schlug demselben die unverweilte Vorrückung mit „einer Sturmkolonne an das Burgtor vor. FML.Hartlieb meinte aber, „daß er zu wenig Truppen bei der Hand habe und daß sich Referent „dieses an seinen respektiven Chef, FML. Baron Csorich, wenden wolle, „der über mehr Truppen zu disponieren hätte. „Unterdessen wurden die feindlichen Kanonenschüsse von den „Wallgängen immer seltener; die Verteidiger schienen dieselben sogar „geräumt zu haben, während der immer heftiger um sich greifende „Brand bereits das Augustinerkloster erfaßt hatte. „Nunmehr konnte in jedem Augenblick von gutgesinnten National- „ garden oder Parlamentärs eine neue Eröffnung des un verrammelten „Torflügels stattfinden und von uns zum Eindringen rasch benützt „werden; ja kein Moment war günstiger zur Vorrückung mit einer „Infanterieabteilung bis an das Burgtor, als der jetzige! „FML. Baron Csorich hatte sich mittlerweile abermals zur Bri- „gade Sanchez am Wienfluß entfernt und war daher auf dem Burg- „glacis nicht eben anwesend. Schreiber dieses begab sich daher zum „Herrn Brigadier Oberst Fürst Jablonowski mit der Vorstellung, daß „die Hofburg ein Opfer der Flammen werden müsse, wenn nicht jeder „Augenblick benützt werde, um sich des Burgtores zu bemächtigen, „und schlug dem besagten Herrn Brigadier die unverweilte Formierung „einer Angriffskolonne und Vorrückung mit derselben an das Burg- „tor vor. „Der Brigadier Oberst Fürst Jablonowski glaubte jedoch, die „Disposition zur unverweilten Vorrückung an das Burgtor mit einer „Infanteriekolonne ohne höheren Befehl nicht auf sich nehmen zu „können und beschied den Schreiber dieses gleichfalls an den FML. Baron „Csorich, dem er die diesfällige Vorstellung zu machen hätte. „Es war jedoch wie gesagt keine Zeit zu verlieren! Die Burg- „basteien schienen vom Feinde verlassen zu sein und mit jeder „Minute konnte der günstige Augenblick einer erneuerten Eröffnung „des Burgtores durch einen Nationalgarden der gutgesinnten Burg- „besatzung vorübergehen; schon brannte die Augustinerkirche und auch „das Kolowratsche Palais nächst der Wasserkunstbastei war in Brand „geraten. „Schreiber dieses suchte nun seinen Chef den FML. Baron Cso- „rich, den er beim artesischen Brunnen zuletzt gesehen hatte, gab „jedoch, um jeden weiteren Zeitverlust möglichst zu verhüten, „im Vorbeireiten zu der Getreidemarktkaserne dem Kommandanten des „Landwehrbataillons von Kaiser, Major Rath, im Namen des FML. Baron „Csorich den antizipierten Befehl: Mit den beihabendon Kom­pagnien sogleich die Angriffskolonne zu formieren und mit dieser so­gleich an das Burgtor vorzurüeken, wobei ihn Schreiber dieses auf die „mögliche Tragweite und den hohen Preis dieses Unternehmens im „Falle des Gelingens aufmerksam machte. Darauf setzte Schreiber dieses

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